Konkrete Verkaufszahlen liegen für das letzte Jahr zwar noch nicht vor, aber gegenüber 2021 hat sich der Anteil von alkoholfreien Schaum- und Perlweinen von fünf auf sechs Prozent vom gesamten Schaumweinkonsum erhöht, auf über 23 Millionen Flaschen. Die stillen Varianten liegen zwar mit mit circa 5 Millionen Flaschen deutlich darunter, aber das Deutsche Weininstituts (DWI) prognostiziert auch bei diesen Weinen eine steigende Tendenz.

"Durch etliche neue und auch qualitativ anspruchsvolle Anbieter kommt Bewegung in das Segment", berichtet Alexander Bähr, Geschäftsführer der Bähr Pfalztraube, der auch bei selection alkoholfreie Weine und Schaumweine angestellt hat. "Der Geschmack der angebotenen Produkte ist auch deutlich besser geworden, als noch vor fünf bis sechs Jahren." Durch die Aufnahme in das Weinrecht erwartet die Branche einen weiteren Qualitätsschub und auch eine Verbesserung der Wahrnehmung des alkoholfreien Weines als wertiges Getränk. "Mit ernst gemeinten Produktangeboten von professionellen Winzerbetrieben wird auch das Image des alkoholfreien beziehungsweise entalkoholisierten Weins und Seccos sicher besser werden", ist sich Alexander Bähr sicher.

Dass gerade das Segment der Schaum- und Perlweine ohne Alkohol floriert, liegt auch daran, dass die Großen der Sektbranche, Rotkäppchen, Henkell Freixenet und Schloss Wachenheim, mittlerweile ein breites Sortiment anbieten, das flächendeckend in nahezu allen Handelsformen gut vertreten ist. Kleinere Betriebe dagegen haben ihre Absatzstärken hauptsächlich bei den alkoholfreien Weinen. Die Bähr Pfalztraube bietet diese unter dem Namen Vinopur an. Am besten verkaufen sich nach Angaben von Alexander Bähr die alkoholfreien Weißweine, davon besonders der Vinopur Weiß, eine Cuvée aus Riesling, Chardonnay und Muskatsorten. Die Rosé-Variante und die Rotweine liegen bei Absatzmenge und Umsatz etwas dahinter. Breit gefächert ist auch das Angebot des Start-up-Unternehmens "Kolonne Null". Hier haben die Varianten Rosé prickelnd, Rosé Stillwein und Riesling einen leichten Vorsprung vor dem übrigen Sortiment.

"Wir beobachten ein immer besser werdendes Image, auch die Akzeptanz der alkoholfreien Produkte wird zunehmend stärker", berichtet Carolin Bordon, zuständig für den Vertrieb und Export bei der Genossenschaftskellerei Heilbronn, deren Portfolie vier Produkte der Marke Zero umfasst, drei Stillweine und einen Schaumwein. Beim Juliusspital in Würzburg wird neben einem Secco Zero nun auch der Stillwein Julius Zero mit dezenter Restsüße angeboten. Beides aus der Rebsorte Riesling, nachdem man durch zeitintensive Verkostungen und Versuche festgestellt hatte, dass sich diese Sorte in den fränkischen Weinbergen des Juliusspitals am besten dafür eignen würde.

Das Weingut Bretz in Rheinhessen wiederum setzt auf die Perlwein-Cuvée "Secco and Drive" aus Aromarebsorten, die auf dem Bechtolsheimer Petersberg reifen, der Haus- und Hoflage des Weinguts Bretz. Wie auch immer, die alkoholfreien Varianten sind stark im Kommen.