Woran das liegt, darüber gibt es durchaus verschiedene Meinungen. Zum Beispiel, dass man aus gesundheitlichen oder kalorienbewussten Gründen weniger Alkohol zu sich nehmen möchte und da bieten sich diese Weine eben an. Oder dass man lieber einen Schluck mehr trinken will und daher, statt etwa auf 13,5-Prozenter, lieber leichtere Weine genießen möchte. Wie auch immer, wir werden deshalb bei unserer Degustationsveranstaltung im September in einer gesonderten Probe auch Weine mit einem Alkoholgehalt von maximal 11,5% verkosten. Aber nicht nur in den Geschmacksrichtungen trocken und halbtrocken, denn "süß und fruchtig" ist nicht nur bei den jüngeren Zielgruppen beliebt, für die das Thema Zucker keine große Rolle spielt.

Den zweiten Punkt zum Thema "Neue Weine" aber werden wir bei der Verkostung außen vor lassen: Nachhaltigkeit. Denn wir bewerten ja in unseren Blindverkostungen die Qualität und den Geschmack des Weins. Und nicht, ob die Flasche einen Verschluss aus recyceltem Material besteht oder ein besonders umweltfreundlicher Etikettenkleber eingesetzt wurde. Zwar werden Umweltschutz und nachhaltiges Bewirtschaften auch für Weingüter immer wichtiger, aber das ist mehr ein Thema für Verbände und Politik als für eine Verkostungs-Jury. Obwohl wir erstmals im September auch eine gesonderte Verkostung für Weine aus PIWI-Sorten durchführen werden.

Doch wenden wir uns nun dem Thema EU und Alkohol zu. Wie etwa das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf seiner Homepage mitteilt, sind für die EU-Alkoholstrategie fünf Schwerpunktbereiche beschlossen wurden. Nun gut, dem "Schutz von Jugendlichen und Kindern" vor alkoholbedingten Schäden oder der "Senkung alkoholbedingter Straßenverkehrsunfälle" wird wohl kaum jemand widersprechen, sofern kein generelles, striktes Alkoholverbot ausgesprochen wird. Der dritte Punkt befasst sich mit dem "Aufbau und Aktualisierung einer gemeinsamen Grundlage wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse auf EU-Ebene". Da wird es schon heikler, da es etwa beim Thema Wein sehr gegensätzliche Studien in Bezug auf Wein und Gesundheit gibt.

Bei den beiden weiteren Punkten "Vorbeugung bei Erwachsenen und Verringerung der negativen Auswirkungen auf den Arbeitsplatz" sowie "Information, Aufklärung und Bewusstseinsbildung" wird es sicher ebenfalls Diskussionsbedarf geben. Schließlich gibt es in Brüssel eine einflussreiche überparteiliche Fraktion, die am liebsten gegen Alkohol in jeder Form vorgehen möchte. Dazu kann man nur sagen: Wehret den Anfängen! Eine Prohibition wie in den USA vor über 100 Jahren brauchen wir nun wirklich nicht.