Frau Simon, seit wann arbeiten Sie mit PIWIs und aus welchen Gründen?

Carolin Simon: PIWI-Sorten haben wir ab 2018 gepflanzt. Wir haben damals viel Trollinger gehabt, typisch für die Region. Trollinger ist sehr anfällig gegen Peronospora und Oidium, zudem ist die Rebsorte aufwendig bei den Laubarbeiten und Ertragsregulation. Wir suchten Alternativen zu den klassischen Rebsorten, selbstverständlich auch um Pflanzenschutzmittel und Arbeitszeit, Stichworte Laubarbeiten und Ertragsregulation, einzusparen. In unserer Region haben wir mit Winzern gesprochen, welche bereits Erfahrungen mit PIWI-Sorten haben, auch auf Messen haben wir uns informiert. Der Entschluss dazu viel uns relativ leicht, da zum einen die Trollinger-Anlagen sowieso in die Jahre gekommen waren und wir bis dato auch noch nicht mit eigenen Weinen auftraten. PIWI-Sorten können wir jedem empfehlen, auch im Hinblick auf Kosteneinsparungen vor allem durch den reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz. Hierbei ist für uns spürbar, dass der Druck zum termingerechten Ausbringen der Pflanzenschutzmittel deutlich reduziert wird.

Was sind Ihre bevorzugten PIWI-Sorten und weshalb?

Michael Felger: Wir haben Johanniter, eine, für PIWIs, ältere Züchtung von 1968, Muscaris und Pinotin, eine rote Rebsorte aus der Schweiz, die eine intensive Farbe aufweist. Besonders angetan sind wir von Sauvitage, eine weiße, neue Züchtung aus Weinsberg. Deren Weine erinnern an exotische Früchte und haben leichte Muskat-Aromen. Sauvitage sind in der Pflege wirklich sehr einach, Laubarbeiten halten sich sehr gering, der Pflanzenschutzmitteleinsatz ebenfalls. Die Weine gefallen uns beide sehr. Als wir die Sorte gepflanzt haben, war sie noch im Versuchsanbau und hatte auch noch keinen Sortennamen.

Ist eine Erweiterung oder Umstellung der Rebfläche mit PIWIs geplant?

Carolin Simon: Ja, wir haben letztes Jahr Levitage gepflanzt, eine rote PIWI-Sorte aus Weinsberg. Nächstes Jahr werden wir zum ersten mal noch jüngere Rebanlagen mit der Standortveredelung auf PIWI-Sorten umstellen. Unser Ziel ist es, alle unsere Rebflächen auf PIWI-Sorten umzustellen. Wir sind der festen Überzeugung, dass PIWI-Sorten zu einem Nachhaltigen Weinbau führen können. Letzendlich ist die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln inzwischen auch eine echte Kostenfrage geworden. Mit den immer höheren Kosten für die Mittel ist es noch nicht getan, es kommen etwa noch Sprit-Kosten für das Ausbringen hinzu, Diesel ist in den letzten Jahren deutlich teurer geworden.

Wie reagieren Ihre Kunden auf diese Weine und wie erklärungsbedürftig sind die Sorten?

Michael Felger: Unsere Kunden kennen unsere PIWI-Sorten vom Jahrgang 21 an. Hier hatten wir die ersten reinen PIWI-Weine. Davor haben wir unsere Kunden immer wieder über unseren Arbeiten im Weinberg informiert, besonders über das Pflanzen und Pflegen der jungen Anlagen. Hier konnten wir das Thema PIWIs/Zukunftsrebsorten immer wieder gut platzieren. So war die Neugierde auf die ersten PIWI-Weine bereits da. Das Stichwort Pflanzenschutzmittelreduzierung ist natürlich das schlagkräftigste Argument, spätestens nach dem ersten Kontakt mit dem Wein selbst, waren viele unserer Kunden überzeugt.

Bieten Sie Ihre PIWIs quasi als Gegenstück zu "klassischen" Sorten an oder sollen sie eher als Sortimentserweiterung verstanden werden?

Carolin Simon: Für uns bieten sie eine Alternative. Aktuell haben wir auch noch Weine aus klassischen Rebsorten im Angebot. Da unser Ziel ist, künftig nur noch PIWI-Sorten anzubauen und Weine daraus anzubieten, können wir nicht von Sortimentserweiterung bei uns sprechen. Auf dem allgemeinen Markt sind sie sicher bei einigen Betrieben eine Sortimentserweiterung. Als Gegenstück haben wir PIWI-Sorten nie betrachtet. Wir gehen eher davon aus, dass auch hier in der Züchtung in den nächsten Jahrzehnten noch einiges passiert und zunehmend widerstandsfähige oder sogar resistente Sorten die klassischen Rebsorten ablösen werden und diese dann eher zum Nischenprodukt werden.

 

Frau Simon, Herr Felger, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.