Frau Wirsching, wie ist denn Ihr Weinwerdegang?

Andrea Wirsching: Seit meiner Kindheit begleitet mich der Duft gärenden Traubensaftes und seit dem frühen Erwachsenenalter erzählt mir Wein eine große Geschichte von Landschaft, Wetter, reifen Früchten und dem Handwerk im Keller. Ich bin studierte Historikerin und habe nie einen Wein selbst ausgebaut. Ich habe allerdings inzwischen viele Weine probiert, spreche sehr gerne mit unserem Oenologen Dr. Heigel und entwickle mit ihm neue Ideen.

Wie groß ist die Rebfläche und wie ist der Sortenspiegel?

Andrea Wirsching: Wir bauen auf 96 Hektar Wein an und konzentrieren uns dabei auf Silvaner, Riesling und Scheurebe. Seit den frühen 1990er Jahren gibt es bei uns auch Weißburgunder, Chardonnay und Spätburgunder und diese Rebsorten nehmen stetig zu. PIWIS, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten, werden wir in Zukunft verstärkt anpflanzen. Sie werden nach und nach die sogenannten „Neuzüchtungen“ wie Müller-Thurgau und Bacchus ersetzen.

Seit wann sind Sie Chefin des Weinguts?

Andrea Wirsching: In den letzten 35 Jahren war ich immer wieder in Verantwortungspositionen, zum Beispiel 1990 bis 1993 vor Ort oder 2004 bis 2005 als Pendlerin. 2010 kehrte ich von der Saar nach Franken zurück. Seit 2016 bin ich die offizielle Geschäftsführerin.

Was waren Ihre wichtigsten beruflichen Stationen?

Andrea Wirsching: Prägend war ein Praktikum bei Prinz zu Salm-Salm in Wallhausen und dann die Zeit an der Saar. 18 Jahre lebte und arbeitete ich zusammen mit meinem Mann Christian Ebert im Weingut Schloss Saarstein. Da wurde Wein ein wichtiger Teil meines Lebens.

Was ist derzeit Ihr großes Thema?

Andrea Wirsching: Wenn ich zurückschaue, hatte jede Generation ihre großen Themen. Mein Ururgroßvater schlug sich mit neuen Pilzkrankheiten, die aus Amerika kamen, herum. Mein Urgroßvater verlor seine Weinberge an die Reblaus. Mein Großvater kämpfte im 1. Weltkrieg und baute danach die kaputten Weinberge wieder auf. Zu diesem Zweck gründete er in Iphofen einen Weinbauverein, dessen Vorsitzende ich heute bin. Mein Vater leistete vollen Einsatz für die Flurbereinigung, ohne die es heute sicherlich keinen Weinbau mehr in Iphofen gäbe.

Das Thema meiner Generation ist die Bewässerung. Unsere Region gehört zu den trockensten Regionen Deutschlands. Der Weinbau braucht im Vergleich zu anderen Kulturen sehr wenig Wasser. Dadurch lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand eine ganze Kulturlandschaft erhalten, die in unserer Region immerhin 35.000 Arbeitsplätze generiert und sie schön macht. Iphofen profitiert von einem Pilotprojekt des Bayerischen Staates, bei dem über eine Pipeline ein Speichersee mit Winterhochwasser des Mains befüllt werden soll. Mittlerweile wird das Wasserthema in der Öffentlichkeit mit großen Emotionen und relativ wenig Detailwissen diskutiert und für Wahlkampfthemen missbraucht. Deswegen ist es umso wichtiger, dass man sich als Winzer in der Öffentlichkeit möglichst sachlich und möglichst oft dazu äußert und klar stellt, dass es um die Vermeidung von Notreife der Trauben geht und nicht um ein Vergrößern der Erntemenge. Auch mit Pipeline haben wir nur wenig Wasser und uns allen läuft die Zeit davon.

 

Frau Wirsching, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.