Seit wann betreiben Sie Bio-Anbau und bei welchem Verband sind Sie organisiert und weshalb?

Manfred Rothe: Die Umstellung begann Anfang der 80er Jahre. Ich behaupte mal 40 Jahre bestimmt. Da hatte die Vollversammlung der fränkischen Ökowinzer noch am Küchentisch Platz, mit unseren Frauen. Diese für damalige Verhältnisse schwere Entscheidung musste von der ganzen Familie mitgetragen werden und gewollt sein. Die Folgen für die Familie, wirtschaftlich wie gesellschaftlich, waren nicht kalkulierbar. Von Beginn an war Bioland unsere verbandliche Heimat. Der Grund dafür war, dass wir auch unser Obst in den Mainauen natürlich biozertifiziert verkaufen wollten. Außerdem steht der Biolandverband für bäuerliche Landwirtschaft und Familienbetriebe, halt kleine Strukturen. Bioland gibt es nur in Deutschland und Südtirol und ist somit kein Global Player.

Wieviel Mehrarbeit macht bei Ihnen Bio-Weinanbau gegenüber konventionellen Betrieben?

Manfred Rothe: Mit einer optimalen Mechanisierung im Weinberg kann man heute ohne wesentliche Mehrarbeit Biowein erzeugen. Mehrarbeit entsteht beim Bestreben nach Qualität und in den Steilhängen. Trauben für Premiumweine benötigen Handarbeit.

Hat sich seit Corona Ihr Weinabsatz verändert, eventuell durch neue Kunden?

Manfred Rothe: Unsere Kundenstruktur besteht etwa zu gleichen Teilen aus Ab-Hof , Gastronomie und Fachhandel. Die Gastronomie musste schließen, der Ab-Hof-Verkauf war stark eingeschränkt und der Fachhandel hatte überdurchschnittliche Zuwächse. Alles in allem sind wir gut über die Runden gekommen. Die momentanen Probleme, Fachkräfte, Glas, Alkoholdiskussion, also no alc, bedrücken uns schon sehr

Hat sich Ihr Weinangebot in den letzten Jahren verändert oder planen Sie Änderungen?

Manfred Rothe: Das Weinangebot eines Weingutes spiegelt ja eine Entwicklung des Weingutes wieder. Die Vorfahren unserer Familie legten den Grundstein für unsere alten Silvaner Reben. Vor mehr als 20 Jahren pflanzte ich die ersten PIWIs – jetzt sind sie die Grundlage für unsere Zukunftsweine und wesentliche Bestandteile unserer Nachhaltigkeit. Nichts ist beständiger als der Wandel. Wir können mit unseren Reben nicht nach „günstigeren Standorten" suchen, wir müssen uns den Bedingungen anpassen.

Kommt Bio-Weinanbau mit dem Klimawandel besser zurecht?

Manfred Rothe: Ja, davon bin ich überzeugt. Einige Punkte habe ich schon genannt. Ein Ertrag, der der natürlichen Bodenfruchtbarkeit angemessen ist, stärkt die Reben. Biodiversität ist in diesem Zusammenhang kein Schlagwort, sondern ist die Voraussetzung für eine Weiterentwicklung beziehungsweise Veränderung.

 

Herr Rothe, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.