Was generell für den Holzausbau spricht, ist die Lagerung in einem natürlichen Material. Holz ist im Gegensatz etwa zu Edelstahltanks nicht ganz luftdicht und dieser minimale Sauerstoffkontakt lässt den Wein nach einer gewissen Reifezeit in der Regel etwas weicher wirken. Dazu kann Holz Tannine an den Wein abgeben, was ihn länger haltbar macht. Außerdem kann Holz dem Wein auch Aromen zuführen, von Zedernholz und rauchigen Noten bis hin zu Vanille, Kakao, Zimt, Gewürznelke und Kaffeebohnen.

Für Victoria Bretz vom Weingut Ernst Bretz bekommt ihre Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot dank einer 12-monatigen Barriquelagerung durch feine Röst-, Schokoladen- und Vanillearomen den letzten Schliff. Michael Ziegler vom Weingut Ziegler lässt seine Pinot Noir Reserve über 30 Monate im Eichenholzfass reifen. Danach präsentiert sich der Wein mit komplexer Frucht- und Röstaromatik, am Gaumen fein ausbalanciert, geschliffen und von großer Länge. Nun kann aber, so argumentieren gerade Gegner der Holzvarianten, der Einfluss von Holz so groß sein, dass er dem Wein jegliche Identität raubt. Das glatte Gegenteil davon verkostete ich vor einigen Jahren in den Bodegas Tagonius in der Region Vinos de Madrid. Damals stand ein Tempranillo kurz vor der Abfüllung, nachdem er über zwei Jahre lang in neuen Barriques lagerte. „Barrel Eater“ nannte der damalige Kellermeister Luis Güemes diesen kraftvollen Wein, da dieser die typischen Jungnoten einer Holzlagerung "einfach verschluckt" hatte.

Zugegeben, durchaus umstritten ist der Holzeinsatz gerade bei Weiß- oder Roséweinen. Es kommt aber immer auf das Fingerspitzengefühl des Weinmachers an. Selbst ein Müller-Thurgau kann durch Holznoten dazugewinnen, sofern die Trauben eine hohe Qualität aufweisen. Es muss ja nicht immer gleich ein neues Barriquefass sein. Johannes Zang vom Weingut Otmar Zang etwa lässt seinen Silvaner aus über 40 Jahre alte Reben 12 Monate im gebrauchten Tonneaux reifen. Das Ergebnis ist ein sehr komplexer, vielschichtiger Geschmack mit moderater Säure und einem langen Lagerungspotenzial. Üblicherweise am besten eignen sich weiße Burgundersorten für den Ausbau im Barrique. Etwa die Chardonnay Selektion von der Cantina Terlan in Südtirol. Kellermeister Rudi Kofler verwendet dafür alte Rebbestände von Kalkschotterböden. "Ziel war es, auf diesem äußerst spannenden Terroir einen großen Chardonnay mit Komplexität, Spannung und Mineralik zu erzeugen, welcher auch ein gutes Alterungspotential mitbringt."

Wie auch immer, ich bin schon gespannt darauf, welche Weine aus dem Holzfass dieses Mal auf unseren Jurytischen landen werden.