Herr Stülb, seit wann betreiben Sie Bio-Anbau und bei welchem Verband sind Sie organisiert und weshalb?

Klaus Stülb: Wir arbeiten seit 1986 ökologisch. Angeschlossen sind wir beim Verband Ecovin. Ausschlaggebend für die Entscheidung zum Ökologischen Arbeiten war der Wunsch, der Natur etwas Gutes zu tun. Alles, was ich an Agrarchemie nicht ausbringe, kann auch nicht als Rückstand in der Luft oder im Grund- und Trinkwasser wieder auftauchen. Außerdem tue ich mir was Gutes, indem ich für meine Person den körperlichen Kontakt zu Agrarchemikalien meide. Also, seit 1986 gibt es auf unseren Rebflächen keine Herbizide, keinen Kunstdünger, keine Insektizide. Darauf sind wir stolz. Am Rande: Einen Markt für Ökoprodukte gab es damals noch nicht. Vermarktung war für die Umstellung kein Kriterium.

Wieviel Mehrarbeit macht bei Ihnen Bio-Weinanbau gegenüber konventionellen Betrieben?

Klaus Stülb: Die Frage ist falsch gestellt: Sie müsste lauten, wieviel Arbeit versucht ein konventioneller Betrieb mit Chemieeinsatz einzusparen. Ich glaube, der Unterschied ist vor allem, dass ich ökologisch drei bis fünfmal die Begrünung mähe oder den Boden lockere, während konventionell ein einmaliger Einsatz von Herbizid alle Begrünungspflanzen töten kann.

Hat sich seit Corona Ihr Weinabsatz verändert, eventuell durch neue Kunden?

Klaus Stülb: In unserem Betrieb hatte Corona unter dem Strich- keine Auswirkung.

Hat sich Ihr Weinangebot in den letzten Jahren verändert oder planen Sie Änderungen?

Klaus Stülb: Ursprünglich hatten wir die Klassiker als unser Portfolio: Gewürztraminer, Grauer Burgunder, Gelber Muscateller, Blauer Spätburgunder und natürlich Riesling. Vom Angebot her perfekt und auch genug. Aber: Auch der ökologische Weinbau ist nichts statisches. Gerade die letzten Jahre tut sich in der Rebzüchtung enorm viel in Richtung Resistenzzüchtung. Dies begrüßen wir ausdrücklich, denn da sehen wir den Weg, uns im Anbau noch weiter zu verbessern. Und so pflanzten wir schon 1994 Regent, später Cabernet Blanc, Muscaris und Souvignier Gris. Es tauchen also neue Rebsorten bei unseren Weinen mit auf.

Eine zweite Erweiterung stellt die Idee des "Naturweines" dar. Für alle Nicht-Insider an dieser Stelle: Der Begriff "Naturwein" bezieht sich nicht auf den Anbau im Weinberg,sondern auf den Ausbau des Weines im Keller. Wesensmäßig ist wohl der Verzicht auf Schwefelzusatz im Wein. Da Schwefel aber viele positive Effekte für Wein hat, ist gerade der Verzicht auf Schwefel die Kunst und die Herausforderung. Unser Naturwein enthält noch eigene lebendige Gärungskohlensäure. Daher ist er ein Secco: "Naturweinsecco".

Kommt Bio-Weinanbau mit dem Klimawandel besser zurecht?

Klaus Stülb: Humuswirtschaft und Begrünung sind wesensmäßig für ökologischen Anbau, sowohl im Weinbau als auch in der Landwirtschaft. Humus und Begrünung sind auch die beiden Parameter, die Starkregen und Trockenheit am besten abpuffern. Von daher ist meine Meinung ein klares "Ja": Bioanbau kommt mit Klimawandel besser parat.

 

Herr Stülb, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.