Anfang der 1990er Jahre schrieben meine Frau und ich nach aufwändigen Recherchen ein Buch über Bio-Weine aus aller Welt. Damals galten diese Betriebe eher als Exoten und konventionell arbeitende Nachbarn schimpften häufig über die scheinbar verwahrlosten Rebflächen, auf denen neben Trauben auch noch grüne Pflanzen und irgendetwas Buntes zwischen den Rebzeilen wuchs. Nicht nur der Anblick wurde als unwürdig kritisiert, manche Winzer befürchteten zudem, dass auch ihre Weinberge vom vermeintlichen Unkraut heimgesucht würden.

Kurz nach Erscheinen des Buches berichtete das ARD-Magazin Panorama über die Auswirkungen einiger damals gebräuchlicher chemischer Pflanzenschutzmittel in den Weinbergen auf die Gesundheit der Winzer und Anwohner. In den örtlichen Zeitungen gab es daraufhin teils wochenlang viele Kommentare und Leserbriefe aller Art. Seitdem hat sich viel geändert. Auch bei selection, wo 2015 erstmals die Bio-Weingüter des Jahres gesucht und gefunden wurden.

Nun geht der Wettbewerb bereits ins neunte Jahr und Ende Juni werden die teilnehmenden Bio-Weingüter wissen, wie sie dieses Mal abgeschnitten haben. Teilnehmen wird unter anderem wieder Jochen Neher vom Weingut Mohr im Rheingau. Sein Motto lautet: "Bio, Nachhaltigkeit und Regionalität werden immer wichtiger!" Auch Bandino Lo Franco vom Weingut La Vialla in der Toskana und internationaler Sieger im Vorjahr ist überzeugter Bio-Winzer. "Meine Brüder und ich engagieren uns sehr für die Erarbeitung und Verbreitung aktueller Themen und für die Einführung neuer Techniken, um effizient und nachhaltig im Umweltschutz zu arbeiten. Ein Engagement für die Herstellung echter Weine, für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Bodenfruchtbarkeit sowie alter und wertvoller Pflanzen- und Tierarten, für die Verbesserung der Arbeitsumwelt und der Lebensweise." Und sein Bruder Antonio Lo Franco ergänzt: "Wir sind der absoluten Überzeugung, dass die Weine ein Maximum an Naturbelassenheit und Territorialität ausdrücken müssen."

Für Bertrand Gourdou vom Château Guilhem aus dem Languedoc ist die Erwartung der Konsumenten in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit gestiegen. "Für den heutigen Konsumenten mit einem bewussten Verständnis an Lebensqualität und gesunder Ernährung ist Bio zum Leitfaden geworden." Und Stefan Reinhart vom Bioland Weingut Reinhart in der Pfalz ist der Ansicht: "Wer sich heute mit Wein beschäftigt, kommt an Biowein nicht mehr vorbei."

Man darf daher gespannt sein, wie dieses Mal die Bio-Weine abschneiden werden.