Denn die Information, dass ich im Winter eher kräftige Rotweine mag und im Sommer lieber leichtere Weiß- und Roséweine trinke, sagt im Grunde wenig aus, alleine schon anbetrachts der vielen Hundert Rebsorten, die es weltweit gibt. Prinzipiell bin ich gegenüber allen Weinen und Weinstilen offen, aber nicht nur aus beruflichen Gründen. Schließlich esse ich privat auch sehr gerne variantenreich, wenn es denn schmeckt. In nahezu jeder Länderküche gibt es Gerichte und Produkte, die es wert wären, zumindest einmal probiert zu werden. Ähnlich verhält es sich mit Wein. Vielfalt macht Spaß. Und wenn mir jemand sagt, er möge keinen Wein, dann antworte ich, dass der- oder diejenige Person eben noch nicht den richtigen Wein gefunden hat, außer mein Gegenüber ist Antialkoholiker.

Zugegeben, eine Unterhaltung über das Thema Wein kann schon kompliziert sein. Wenn mir jemand sagt, er bevorzuge beispielsweise die Sorte Spätburgunder, weiß ich noch nicht, welche Art. Trocken, eher lieblich, leicht oder schwer, mit oder ohne Holz, jung oder gereift, nur aus Deutschland oder ist damit allgemein die Rebsorte gemeint. Ein Pinot Noir aus der Toskana schmeckt in der Regel etwas anders als aus deutschen Regionen, die kalifornischen oder australischen Varianten wiederum sind meist mit dem deutschen Stil wenig vergleichbar. Ich weiß anfangs also nicht, was mein Gegenüber wirklich mag, aber ich selbst finde diese Vielfalt einfach spannend.

Ich mag im Grunde alle Varianten, sofern eine Winzerin oder ein Winzer mit der Sorte umgehen kann. Ich genieße auch gerne guten Cabernet Sauvignon, Tempranillo, Sangiovese, Riesling, Grauburgunder und Silvaner sowie alle anderen Sorten. Ich "schrecke" auch vor Orange-Weinen, ungeschwefelten Weinen oder ungewöhnlichen Cuvées nicht zurück, sofern sie sozusagen sauber gemacht sind. Natürlich gibt es Mitmenschen, die nur auf eine Sorte und einen Stil schwören und um alles andere einen Bogen machen. Das ist nicht zu kritisieren, jeder wie er mag. Aber gerade die Vielfalt der Weine und Weinstile finde ich faszinierend, ebenso wie die kulinarische Abwechslung. Natürlich habe auch ich Lieblingsgerichte und Lieblingsweine, die öfter auf meinen Tisch kommen. Doch Abwechslung gehört zu meinem Beruf. Und den übe ich sehr gerne aus, auch wenn nicht immer alles reines Vergnügen bereitet, was man etwa bei Feiern, Verkostungen oder in Restaurants vor sich stehen hat. Doch immer gilt: Probieren, bewerten und dann entscheiden, ob man das auf die persönliche Bestenliste setzen mag. Diese ist bei mir schon ziemlich lang und wird garantiert weiter wachsen. Schließlich gehört auch Offenheit zu meinem (Berufs-)Bild. Quasi Mut zur Vielfalt.