Frau Häfner-Hutt, seit wann betreiben Sie Bio-Anbau und bei welchem Verband sind Sie organisiert und weshalb?

Sylvia Häfner-Hutt: Wir sind absolut neu in der Biowein Szene. Seit 4 Jahren betreiben wir Bio-Weinbau und der Jahrgang 2022 war unser erster Biowein-Jahrgang. Umso mehr freuen wir uns über diese Auszeichnung. In einem Verband sind wir nicht organisiert, die Vielfalt der Verbände ist unserer Meinung nach für den Weingenießer schwer durchschaubar. Wir haben uns bewusst für das international gültige EU-Bio Siegel entschieden, um mehr Klarheit bezüglich der geltenden Regelungen zu schaffen. Wir sind vielmehr als Weingut ein Bündnis mit unserem großen Partner, der Natur, eingegangen und betrachten uns nun als Sündikat® für Wein und Genuss. Unser Ziel ist es, einzigartige Genussmomente zu schaffen. Weine, Sekte, Destillate, Säfte und Weinerlebnisse zu kreieren, die sündhaft gut, aber keinesfalls eine ökologische oder ethische Sünde sind.

Wieviel Mehrarbeit macht bei Ihnen Bio-Weinanbau gegenüber konventionellen Betrieben?

Sylvia Häfner-Hutt: Da wir schon zuvor sehr naturnah und handwerklich gearbeitet haben, ist der Mehraufwand überschaubar und mehr eine Frage der Einstellung und Leidenschaft. Die Umstellung auf Bio war für uns ein logischer Folgeschritt unserer bisherigen Arbeitsweise und Haltung zum Weinbau. Die umfangreiche Dokumentationsarbeit, die beim Bio-Anbau notwendig ist, nimmt jedoch sehr viel Zeit in Anspruch.

Hat sich seit Corona Ihr Weinabsatz verändert, eventuell durch neue Kunden?

Sylvia Häfner-Hutt: Seit Corona hat unser Onlineshop einen deutlich höheren Stellenwert mit viel größerer Reichweite eingenommen. Die Weinliebhaber nutzen ihn zusammen mit unserer Homepage und den Social Media Kanälen Instagram und Facebook auch als Informationsquelle und verfolgen gespannt was auf ihrem Sündikat® los ist. Durch mehr Paketbestellungen konnten wir anbieten ab 12 Flaschen kostenlos zu versenden. Dieses Angebot wird seit Corona begeistert in ganz Deutschland angenommen.

Hat sich Ihr Weinangebot in den letzten Jahren verändert oder planen Sie Änderungen?

Sylvia Häfner-Hutt: Wir bauen seit über 20 Jahren auch sogenannte „Zukunftsweinsorten“ an - also pilzwiderstandsfähigere Sorten. Diese Sorten finden immer mehr Fans unter den Weinfreunden, weswegen wir unsere Bestände kontinuierlich weiter ausbauen werden. Des weiteren liegt unser Fokus nicht wie früher auf möglichst alkoholreichen Weinen, sondern wir nehmen die Herausforderung an, geschmackliche Hochkaräter mit so wenig Alkohol wie möglich zu schaffen, denn wir beobachten eine Vorliebe der Weingenießer für leichtere Weine.

Kommt Bio-Weinanbau mit dem Klimawandel besser zurecht?

Sylvia Häfner-Hutt: Bio-Weinbau kommt pauschal nicht zwingend besser mit dem Klimawandel zurecht. Hier kommt es für uns sehr auf einzelne Faktoren wie Bodenmanagement, Laubwände, Pflanzenstärkung und Rebsortenwahl an. Eine vollbegrünte Rebanlage mit pilzwiderstandsfähigen, robusten Sorten und einer intakten Laubwand wird sich eher bewähren als eine Rebanlage mit anfälliger Rebsorte auf offenem Boden und totaler Entblätterung. Dies hat für uns nichts mit Bio- oder konventionellem Anbau zu tun, sondern mit der jeweiligen Betriebsphilosophie und individuellen Entscheidungen.

 

Frau Häfner-Hutt, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.