Herr Hemer, seit wann betreiben Sie Bio-Anbau und bei welchem Verband sind Sie organisiert und weshalb?

Andreas Hemer: Wir haben unser Weingut 2001 umgestellt, arbeiten seit 2003 bio-zertifiziert und wir sind seitdem Mitglied im ECOVIN Verband Rheinhessen, weil wir Verbandsarbeit wichtig finden und gerne unterstützen.

Wieviel Mehrarbeit macht bei Ihnen Bio-Weinanbau gegenüber konventionellen Betrieben?

Andreas Hemer: Mehrarbeit durch mehr Arbeitsstunden, weil mehr mechanische, händische Arbeit im Weinbau und speziell beim Pflanzenschutz notwendig ist, da zum Beispiel nur oberflächenwirksame Mittel zum Spritzen verwendet werden dürfen und dies bei Regen wiederholt werden muss. Ansonsten ist es kostenmäßig schwer abzuschätzen, da ja jeder individuelle Prioritäten setzt.

Hat sich seit Corona Ihr Weinabsatz verändert, eventuell durch neue Kunden?

Andreas Hemer: Während Corona gab es in unserer Kundenstruktur einen Zuwachs an Privatkunden, auch durch angebotene Online-Weinproben. Diese Zusammensetzung ist auch nach Corona geblieben. Fachhandel und auch Gastronomie sind aber wieder sehr stabil.

Hat sich Ihr Weinangebot in den letzten Jahren verändert oder planen Sie Änderungen?

Andreas Hemer: Wir haben schon mit dem 1998er Jahrgang angefangen, nicht mehr nach der Prädikatsstufen-Einteilung des deutschen Weingesetzes zu arbeiten, sondern unsere Weine nach eigenen 3-Sterne-Qualitätsstufen einzuteilen. Damit waren und sind wir in der Lage im Gutsweinbereich Jahrgangsschwankungen auszugleichen und im Orts- und Lagenweinbereich Qualitätssprünge zu realisieren. Seit 2015 haben wir endgültig auf die anerkannte Qualitätspyramide des VDP umgestellt und dies auch auf den Etiketten farblich markant für unsere Kunden umgesetzt.

Veränderungen und Anpassungen in unserem Weinangebot gibt es immer, das bedingt die Weiterentwicklung des Weinguts in Sachen Qualität der Weine, Umsetzung des Bio- und Nachhaltigkeits-Gedanken in allen Arbeitsbereichen und die Sensibilisierung unserer Mitarbeiter und Kunden. Entwicklungsrichtungen und Anpassung an Kundenbedürfnisse in unserem Sortiment sind beispielsweise unsere alkoholfreien und auch unsere Histamin geprüften Produkte.

Außerdem bauen wir seit 2018 eine Naturwein-Linie auf, zu der mittlerweile neben RAW Weißer Burgunder, RAW Riesling und RAW Spätburgunder Rotwein auch ein PetNat-Riesling und ein PetNat-Rosé gehören. Der RAW Riesling erreichte 2022 einen 2. Platz bei der internationalen AWC Vienna Verkostung und der RAW Weißer Burgunder ist aktuell ein Ecowinner 2023. Auch die Entwicklung und Nachfrage nach Naturweinen in der deutschen Gastronomie ist seit einigen Jahren spürbar und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Ein anderes ehrgeiziges Projekt ist unsere 2023 gepflanzte Vitiforst-Anlage in einem neu angelegten PiWi-Weinberg. Die „Monokultur Wein“ aufzubrechen und noch mehr für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel zu tun sowie den nächsten Generationen einen intakten „Arbeitsplatz“ zu hinterlassen, ist hierbei unser Hauptanliegen.

Kommt Bio-Weinanbau mit dem Klimawandel besser zurecht?

Andreas Hemer: Unserer Meinung nach ja. Deswegen ist Bioweinbau, in unseren Augen, auch der einzig richtige Weg, verantwortungsvoll und zukunftsfähig mit unserer Natur umzugehen.

 

Herr Hemer, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.