Herr Neher, seit wann betreiben Sie Bio-Anbau und bei welchem Verband sind Sie organisiert und weshalb?

Jochen Neher: Wir sind seit 2011 biozertifiziert und seit 2014 Mitglied bei Ecovin. Das ist der einzige Verband, wo fast ausschließlich Winzer organisiert sind und für mich ein wichtiges, auch politisch wahrgenommenes, Netzwerk.

Wieviel Mehrarbeit macht bei Ihnen Bio-Weinanbau gegenüber konventionellen Betrieben?

Jochen Neher: Mit rund 20 Prozent Mehraufwand untertreibe ich sicherlich nicht. Leider honoriert das der Verbraucher nicht. Er ist nur bereit für die Qualität in der Flasche/Glas zu bezahlen, aber nicht für den Mehrwert für die Umwelt. Dies stützt auch eine groß angelegte Studie von Geisenheim University. Dabei werden die nächsten Generationen die Schäden teuer bezahlen müssen: Nitratbelastung und Pestizide in Böden und Grundwasser, Insektensterben durch Monokultur und Herbizideinsatz, Erosion und so weiter, um nur einige Punkte zu nennen.

Hat sich seit Corona Ihr Weinabsatz verändert, eventuell durch neue Kunden?

Jochen Neher: Während der Coronazeit waren viele Weintrinker eher zuhause und haben sich eine gute Flasche Wein zum selbstgekochten Essen gegönnt. Durch zahlreiche Online-Weinproben konnten wir dazu wertvolle Inspirationen liefern und für einen guten Absatz sorgen. Mit der Energiekrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine und die dadurch implizierte Inflation, schaut der Verbraucher wieder vermehrt auf das Geld und der Biogedanke bleibt auf der Strecke.

Hat sich Ihr Weinangebot in den letzten Jahren verändert oder planen Sie Änderungen?

Jochen Neher: Wir haben seit Ende 2022 einen „alkoholfreien Sekt“ im Sortiment und ich erwarte in den nächsten Jahren deutliche Absatzzuwächse in diesem Segment.

Kommt Bio-Weinanbau mit dem Klimawandel besser zurecht?

Jochen Neher: Ich bin überzeugt, dass das der einzig richtige und nachhaltige Weg ist. Wir müssen frühzeitig umdenken und durch Begrünungen statt Herbiziden das Bodenleben fördern, damit die Wasserhaltefähigkeit der Böden langfristig gesteigert wird. Mit PIWIs lässt sich der Aufwand für den Pflanzenschutz reduzieren und der Ertrag auch in problematischen Jahren sichern. Auch ist hier die Akzeptanz des Verbrauchers für die neuen Sorten gefragt.

 

Herr Neher, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.