Mosel Jungwinzerin des Jahres
Laura Gindorf vom Weingut Günter Gindorf an der Mosel wurde von selection zur "Mosel Junwinzerin des Jahres" gekürt.
Ihren ersten großen offiziellen Auftritt an der Mittelmosel hatte Laura Gindorf 2015, als sie ihren ersten eigenen Wein abfüllte, die Annaberg Riesling Schräglage. "Das war mein erste Projekt im Weingut, da habe ich noch in Geisenheim studiert", berichtet die 31-jährige, die während ihres Studiums drei Monate in der Fingerlakes Region im Bundesstaat New York im Weingut Hermann J. Wiemer arbeitete. "Das war in allen Bereichen, als Winzerin und als Mensch, super interessant und bereichernd und eine Erfahrung fürs Leben", blickt Laura Gindorf gerne zurück. Nach dem Studium arbeitete sie einen Herbst in der Südsteiermark beim Weingut Sattlerhof, anschließend zog es sie in die Pfalz, wo sie zweieinhalb Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Weincampus Neustadt tätig war und dort vor allem mit Versuchsweinausbau und Betreuung von Studierenden zu tun hatte.
Im Sommer 2020 ist sie dann als zweite Generation ins Weingut eingestiegen. Derzeit bewirtschaftet sie mit ihrem Vater knapp 4 Hektar Rebfläche rund um Schweich an der Mittelmosel. Neben Riesling, Weiß- und Spätburgunder stehen derzeit noch Müller-Thurgau und Cabernet Blanc im Ertrag.
Die Jungwinzerin bezeichnet sich selbst als ein Fan von "lebendigen" Weinen, die in der Nase schon neugierig auf den Wein machen und die im Mund saftig sind und eine feine Struktur aufweisen. "Eine angenehme Säure gefällt mir gut, die spürbar ist, aber nicht überwiegt", so Laura Gindorf, die als ihre Lieblingsrebsorten Riesling und Cabernet Blanc nennt. "Generell probiere ich aber gerne die unterschiedlichsten Weine und Rebsorten, um neue Eindrücke zu sammeln und Unbekanntes zu entdecken." Wie zum Beispiel die Piwis Souvignier Gris und Sauvignac, die in diesem Jahr neu angepflanzt werden. Dann werden künftig drei Piwis auf der Preisliste stehen.
Weshalb gerade Piwis? "Wir haben 2019 Cabernet Blanc gepflanzt, weil uns die Rebsorte geschmacklich überzeugt hat und für unsere Kunden eine Geschmackserweiterung im Sortiment bietet", begründet die Jungwinzerin diesen Schritt. "Und ein großer Aspekt waren Nachhaltigkeitsgründe im Anbau wie Pflanzenschutzmitteleinsparung, CO2-Reduzierung, Wassereinsparung und mechanische Entlastung des Bodens, die mit dieser robusten Rebsorte einhergehen. Denn als Winzer ist uns bewusst, dass wir mit dem Anbau von Trauben die Natur beeinflussen und mit diesen Rebsorten können wir einen kleinen Beitrag leisten, die Eingriffe zu minimieren und uns für die Zukunft aufzustellen."
Gut aufgestellt ist das Weingut bereits jetzt, vor allem mit den Linien "Lagenliebe" und "Facettenreich". Die Facettenreich-Linie bietet Laura Gindorf einen Freiraum zum Träumen und Experimentieren, während die Lagenliebe-Linie eher das traditionelle Sortiment umfasst. Namensgebung dafür waren ihre Weinbergslagen mit einer Steigung von bis zu 65 Prozent. „Es muss Liebe sein. Anders ist es einfach nicht zu erklären", meint die Winzerin dazu. "Wie Berggamsen arbeiten wir uns im Steilhang Schritt für Schritt vor, jeder Schritt muss dabei sitzen. Schiefer kann sehr porös sein. Wir rutschen nicht selten einige Zentimeter ab, fangen uns wieder. Immer mit Bergsteigerschuhen, Handwerk im Grenzbereich." Ein Aufwand, der drei- bis fünfmal höher ist als bei flachen Lagen.
Wenn Laura Gindorf einmal nicht im Weinberg oder im Keller steht, spielt sie Tennis, kocht oder geht schwimmen, am liebsten im Meer. Viel Zeit dafür wird sie demnächst kaum haben. "Unser nächstes Projekt ist unsere Weinstube zu renovieren und in eine kleine Verkostungs- und Veranstaltungslocation umzubauen, wo wir unsere Weine und ihre Herkunft für unsere Gäste erlebbar machen."
Laura Gindorf, herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg.