Frau Keller, wieviele Hektar Rebflächen haben Sie und werden Sie am Rebsortenspiegel etwas verändern?

Vera Keller: Wir haben derzeit 16,4 Hektar. Unser Rebsortenspiegel zeigt, denke ich, noch den eines typischen Pfälzer Familienbetriebs. Da die Rebfläche ein sich nur sehr langsam wandelnder Faktor ist, wird diese Veränderung hier noch eine Zeit dauern. Rebsorten wie Morio-Muskat, Regent oder Dunkelfelder werden zukünftig verschwinden. Hinsichtlich des Klimawandels haben wir mit Merlot, Syrah und der Pflanzung von Cabernet Sauvignon im kommenden Frühjahr schon die ersten Anpassungen vorgenommen. Riesling wird betriebsintern von warmen in kühlere Lagen verschoben. Mit den PIWI Rebsorten bin ich derzeit noch etwas zurückhaltend, diese werden aber ganz sicher zukünftig Einzug halten. Hinsichtlich der großen Dornfelderfläche von über drei Hektar ist zu berücksichtigen, dass wir aktuell noch auf 2/3 unserer Fläche Trauben für den Fassweinmarkt produzieren.

Wie viele verschiedene Weine erzeugen Sie und wie viele Flaschen füllen Sie ab?

Vera Keller: Aktuell haben wir 39 Weine auf der Weinkarte, trotz neuer roter Rebsorten wird diese zukünftig aber etwas kleiner ausfallen. Aber unter 30 Weine werden wir nicht kürzen, denn was die Pfalz ja auch eben ausmacht ist ihre Vielfalt. Wir haben das große Glück, dass wir die optimalen klimatischen Bedingungen vorfinden, um vielen tollen Rebsorten einen idealen Standort zu bieten und das sollten wir auch zu schätzen wissen und nutzen.

Wohin geht der Trend bei Ihren Kunden, zum Beispiel Weine mit mehr Frucht, weniger Alkohol oder mehr Restsüße?

Vera Keller: Pauschal ist es da schwierig eine Aussage zu treffen, aber gerade bei den jüngeren Kunden, die ihre Liebe zum Wein gerade erst entdecken, lässt sich deutlich feststellen, dass leichte, fruchtige Weine mit einer harmonisch eingebundenen Restsüße sehr en vogue sind. Gleichzeitig steigt auch bei uns die Nachfrage nach alkoholfreiem Secco und Wein, was einem als Winzer schon zum Umdenken bewegt, weshalb wir auch aktiv versuchen, den Alkoholgehalt unserer Weine eher im niedrigeren Bereich zu halten. Bei tollem Extrakt und präsenter Frucht wird viel Alkohol als Geschmacksträger auch nicht mehr so zwingend gebraucht, wie das vielleicht noch vor einigen Jahren der Fall war.

Welche Klientel kauft bevorzugt bei Ihnen ein?

Vera Keller: Wir hatten lange Jahre fast ausschließlich Privatkundschaft, die zu uns auf den Hof kam oder die wir auf unseren Weintouren beliefert hatten. Seit meinem Mitwirken im Weingut haben sich die Absatzkanäle etwas verändert. Neben einigen Restaurants konnte ich auch im Handel Fuß fassen. Besonders im regionalen, hochwertigen LEH. Durch einige Messeauftritte konnten wir auch neue, jüngere Kunden für unsere Weine begeistern, wir hoffen dies weiter so ausbauen zu können. Gerade unsere Cuvées mit englischen Namen wie Sunkissed, Moonrise oder Afterglow machen auch die jüngeren Kunden neugierig.

Wo sehen Sie Ihr Weingut in den nächsten drei bis fünf Jahren und was ist bis dahin geplant?

Vera Keller: Wie heißt es so schön, wo eine Baustelle endet, beginnt die nächste. Nachdem wir in diesem Jahr unsere Vinothek mit einem Hoffest einweihen konnten, stehen nun schon die nächsten Veränderungen an. Spätestens 2025 ist eine Erweiterung des Weinkellers geplant um mehr und modernisierten Tankraum und effizienteres Arbeiten zu ermöglichen. Außerdem möchte ich in den kommenden Jahren regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen in unserer Vinothek anbieten und dies zukünftig ausbauen, um noch mehr Menschen den tollen Pfälzer Wein und unsere Lebensfreude näher bringen zu können. Natürlich ist eine Absatzsteigerung wünschenswert und wird auch von uns mit Nachdruck angestrebt, hier denken wir aber eher langfristig. So möchte ich auf lange Sicht die Fassweinproduktion ganz einstellen und mich mehr auf die Weinbereitung der eigenen Flaschenweine fokussieren.

Welche Ihrer Weine würden Sie zu Festtagen und Partys vorschlagen?

Vera Keller: Gerade zu Feiertagen würde ich einen Wein aus dem Barriquefass empfehlen. Den 2021er Chardonnay, jüngst mit Gold ausgezeichnet, der mit seiner Harmonie aus Würze und Frucht jedes kräftige Festessen abrundet. Und zum anderen die weiße Sunkissed Cuvée. Durch ihre dezente Restsüße und der ausgewogenen Fruchtaromatik überzeugt diese harmonische Cuvée auch diejenigen, die gern etwas süßer trinken.

Aus welchen Gründen sollten vor allem Neukunden unbedingt zu Ihnen kommen?

Vera Keller: Tolle Weine gibt es in der Pfalz fast in jedem Weinort. Die Kunst ist es, dem Kunden etwas Neues, unerwartetes zu bieten. Mit meiner Interpretation von halbtrockenen beziehungsweise feinherben Weinen heben wir uns doch etwas von Winzerkollegen ab und viele unserer Gäste sind überrascht, wie gut feinherb schmecken kann. Zusätzlich habe ich durch meine Cuvées neue Weintypen kreiert, die es so bestimmt nicht noch einmal gibt. Außerdem macht meine Mutter eine wahnsinnig tolle Rotweinzwiebelbutter, die es gelegentlich als Weinbegleitung gibt!

Was war für Sie die Motivation Winzerin zu werden?

Vera Keller: Wenn man in einem Weingut aufwächst und in eine Winzerfamilie geboren wird, dann trägt man diese Leidenschaft glaube ich, ein Stück weit in sich. Aber besonders macht diesen Beruf, dass er wahnsinnig abwechslungsreich, wandelbar und herausfordernd ist und das ist es, was mich auch in sehr arbeitsintensiven Zeiten nie zweifeln lässt, den richtigen Beruf gewählt zu haben. Die Faszination für die Natur schlummert schon immer in mir und mit dieser Natur arbeiten zu dürfen und von ihr leben zu können, ist eines der größten Geschenke.

 

Frau Keller, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.