Herr Olinger, wieviele Hektar Rebflächen haben Sie, wie sieht der Rebsortenspiegel aus und werden Sie diesen demnächst verändern?

Nicolas Olinger: Gemeinsam in der Familie werden ca. 17 Hektar Rebfläche biologisch zertifiziert bewirtschaftet. Davon sind über 90 Prozent der Weinberge mit weißen Rebsorten, allen voran Sylvaner mit circa 25 Prozent, bestockt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir den Fokus immer mehr auf Burgundersorten wie Chardonnay, Weißburgunder und Auxerrois gelegt. Da mein Vater von der Mittelmosel stammt, sind auch für Franken verhältnismäßig viele Parzellen mit Riesling bestockt. Als aromatische Spezialität haben wir noch Muskateller im Anbau und einen kleineren Anteil der in Franken typischen Sorten wie Müller, Bacchus und Kerner. Als rote Rebsorten sind Spätburgunder, Regent und Dornfelder im Programm.

Ich bin sehr glücklich, dass die meisten Rebstöcke über 30 Jahre alt sind und auch bisher nicht bewässert werden mussten. Die ältesten Reben sind sogar über 50 Jahre alt und ich hoffe, dass wir sie noch langen pflegen dürfen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat mein Vater viele Rebflächen umstrukturiert, weg von den „klassischen“ Neuzüchtungen hin zu Sylvaner, Riesling und Burgunder. Diese Idee werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen. Die eine oder andere Spezialität würde mich tatsächlich noch interessieren.

Wie viele verschiedene Weine erzeugen Sie?

Nicolas Olinger: Aktuell haben wir 20 verschiedene Weine im Programm. Auf lange Sicht möchte ich diese Auswahl etwas reduzieren und mich auf bestimmte Weine fokussieren. Da wir die einzelnen Parzellen sowie Lesedurchgänge am liebsten einzeln ausbauen, ist immer wieder mal ein spannendes Fass dabei, was eine „Einzelabfüllung“ verdient.

Wohin geht der Trend bei Ihren Kunden, zum Beispiel Weine mit oder ohne Holzausbau, mehr Frucht, weniger Alkohol, weniger Säure oder mehr Restsüße?

Nicolas Olinger: Bei unseren Kunden besteht eher das Interesse nach Weinen mit moderatem oder keinem Holzeinsatz und einer gut eingebundenen Säure. Die Tendenz geht zu eher weniger Alkohol, wobei bei bestimmten Weintypen durchaus gehaltvollere Körper gefragt sind. Frucht oder Restsüße sind bei fast allen Weinen von uns kein Thema. Wir merken immer mehr, dass die Weine auch gerne ehrlich und charakterstark sein dürfen.

Welche Klientel kauft bevorzugt bei Ihnen ein?

Nicolas Olinger: Die Kundenstruktur hat sich, seitdem ich in das Weingut mit eingestiegen bin, stark verändert: Zuvor waren bei uns eher preissensible und ältere Kunden am Hof. Heute würde ich eher sagen, dass unsere Kunden genussaffine Menschen sind, die ihren Fokus auf hochwertig und handwerklich hergestellte Bio-Weine direkt vom Erzeuger legen. Und das ist natürlich eine großartige Entwicklung

Wo sehen Sie Ihr Weingut in den nächsten drei bis fünf Jahren und was ist bis dahin geplant?

Nicolas Olinger: In drei bis fünf Jahren möchte ich unsere biologische Wirtschaftsweise noch weiterentwickeln und an unserem Standort angepasst haben. Vor allem durch die trockenen Sommermonate wird vor allem die Umsetzung der regenerativen Landwirtschaft in den Fokus gerückt. Zusätzlich fallen am Weingut einige bauliche Veränderungen an, die ich mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien ergänzen möchte.

Welche Ihrer Weine würden Sie zu Festtagen und Partys vorschlagen?

Nicolas Olinger: An Festtagen empfehle ich unseren Sylvaner oder Chardonnay vom Iphöfer Kronsberg. Beide Weine zeigen sehr typisch ihre Rebsorte und Herkunft und begleiten ein Festessen auf eine besondere Art und Weise. Für Partys ist besonders unser Iphöfer Muskateller mit seiner typischen Aromatik und gleichzeitig trockenen Art beliebt.

Aus welchen Gründen sollten vor allem Neukunden unbedingt zu Ihnen kommen?

Nicolas Olinger: Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich den Kunden das Handwerk „Weinbau“ direkt vor Ort zeigen und erklären kann. Dadurch entsteht eine ganze besondere Verbindung zum Produkt „Wein“ und Franken. Bei uns sind Tastings eher unkompliziert und ungezwungen in einer lockeren Atmosphäre.

Was war für Sie die Motivation Winzerin zu werden?

Nicolas Olinger: Am meisten fasziniert mich die Vielfältigkeit meines Berufs. Der Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt und ich kann das Ergebnis mit jedem Arbeitsschritt beeinflussen. Spannend ist vor allem, dass jedes Jahr anders ist und seine Eigenheiten hat. Getränke, vor allem Wein, sind sehr sozial. In den letzten Jahren durfte ich schon sehr viele interessante Menschen kennenlernen, die auch große Freude an gutem Essen und Trinken haben. Und zu guter Letzt freue ich mich natürlich sehr, wenn sich die langjährige Arbeit gelohnt hat und die Kunden großen Gefallen an unseren Weinen haben.

 

Herr Olinger, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.