Herr Müller, wieviele Hektar Rebflächen haben Sie, wie sieht der Rebsortenspiegel aus und werden Sie diesen demnächst verändern?

Martin Müller: Derzeit bewirtschaften wir etwa 14 Hektar Weinberge, 70 Prozent entfallen auf Riesling in den moseltypischen Schiefersteillagen. Aber auch zunehmend die verschiedenen Burgunder Rebsorten Spät-, Grau- und Weißburgunder. Außerdem einige Spezialitäten wie Gewürztraminer oder Kerner in kleineren Weinbergen. Momentan beabsichtigen wir keine weitere Veränderung des Rebsortenspiegels. Besonders bemerkenswert ist jedoch die Lage unseres Weinguts in Burgen. Der Ort liegt in einem Urstrom-Seitental der Mosel, sprich dem ehemaligen Flussbett einer Moselbiegung. Diese ist vor vielen tausend Jahren ausgetrocknet, weil sich die Mosel einen neuen Flusslauf gesucht hat. Klimatisch unterscheidet sich das Urstrom-Tal erheblich zu den Weinbergen direkt am Mosellauf. Zum einen durch eine etwas höhere Lage und dem Fehlen der Wassermassen des Flusses, der wie ein Wärmespeicher für die umgebende Landschaft wirkt. Und zum anderen durch kühle Luftmassen, die sich ihren Weg von den angrenzenden Hunsrückhöhen in das Urstrom-Tal suchen. In diesen Weinbergen im Urstromtal treffen Cool-Climate Bedingungen auf die moseltypischen Steilhänge mit kargem Schieferboden. Mineralisch, fruchtig, frische und filigrane Weine sind das Resultat.

Wie viele verschiedene Weine erzeugen Sie?

Martin Müller: Wir erzeugen ein breites Spektrum von verschiedenen Weiß-, Rosé- und Rotweinstilen bis hin zu Sekten. Gerade beim Riesling bietet sich eine große Vielfalt unterschiedlicher Prädikatsstufen, Geschmacksrichtungen und Weinbergslagen. Zum Teil fokussieren wir uns dort sogar auf einzelne, ganz besondere Parzellen um aus diesen charakterstarke und herkunftsbezogenen Weine zu kreieren. Insgesamt kommen wir so jährlich auf bis zu 30 verschiedene Weine.

Wohin geht der Trend bei Ihren Kunden, zum Beispiel Weine mit weniger Säure oder mehr Restsüße?

Martin Müller: Wie auch schon beim Rebsortenspiegel, stehen nach wie vor die Burgundersorten stark im Trend. Seien es weiche und fruchtige Rosés oder kräftig, schmelzige, trockene Burgunder. Aber es zeichnet sich auch ein zunehmender Trend, vor allem beim jüngeren Publikum, zu leichten und spritzigen Rieslingen. Gerade die klassischen Kabinett-Weine mit einer dezenten Süße und geringem Alkoholgehalt erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit.

Welche Klientel kauft bevorzugt bei Ihnen ein?

Martin Müller: Unsere Kunden bestehen zum größten Teil aus Endverbrauchern, die direkt bei uns im Weingut einkaufen. Das heißt auch, dass viele schon seit vielen Jahren treue Genießer unserer Weine sind. Und eben das wird auch in Zukunft maßgeblich den Generationenwechsel in unserem Betrieb begleiten. Mein Ziel ist es, die treuen Kunden meiner Eltern und junge Weintrinker aus meiner Generation zu vereinen und gleichermaßen für unsere Weine zu begeistern.

Wo sehen Sie Ihr Weingut in den nächsten drei bis fünf Jahren und was ist bis dahin geplant?

Martin Müller: Die nahe Zukunft wird besonders durch den Generationenübergang geprägt werden. In dieser Zeit werde ich weiter daran arbeiten, die Stilistik und Außendarstellung des Weinguts zu modernisieren.

Welche Ihrer Weine würden Sie zu Festtagen und Partys vorschlagen?

Martin Müller: Wenn es eine lockere und gesellige Party sein soll, würde ich auf jeden Fall einen restsüßen Kabinett empfehlen. Die fruchtige Süße, gepaart mit der Frische und dem geringen Alkoholgehalt, beleben jede Party und ermöglichen garantiert eine lange Partynacht. Dagegen zum Festessen eher etwas kräftigeres, zum Beispiel einen unserer hellen Burgunder oder meinen Riesling M Großes Gewächs. Dieser ist durch seine kräftige Mineralik ein wunderbarer Speisenbegleiter.

Aus welchen Gründen sollten vor allem Neukunden unbedingt zu Ihnen kommen?

Martin Müller: Die Mosel ist immer eine Reise wert. Neben der atemberaubenden Landschaft des Moseltals kann man bei uns im Weingut die Vielfältigkeit der Moselweine erschmecken und erleben.

Was war für Sie die Motivation Winzer zu werden?

Martin Müller: Am Winzerhandwerk hat mich schon sehr früh gereizt, dass man sich vollständig darin verwirklichen kann. Denn Winzer zu sein ist eben nicht nur ein Beruf, sondern eine Lebensaufgabe. Seine eigene Idealvorstellung von Weinen und der Bearbeitung der Weinberge zu finden und dann auch noch zu verwirklichen ist eine Aufgabe die einen das ganze Leben begleitet. Daher bin ich sehr glücklich darüber, dass ich die Möglichkeit dazu habe durch den Betrieb meiner Eltern einen guten Grundstein vorzufinden um dieses Ziel verfolgen zu können. Vorbild ist dabei natürlich an aller erster Stelle meine Familie, die mir schon sehr früh dieses Winzerhandwerk vorgelebt hat. Aber auch all jene Winzer, von denen ich ihn meiner Laufbahn lernen konnte. Unter anderem hospitierte ich in Weingütern in Nahe, Pfalz, Wachau und Neuseeland. Wobei ich in jeder dieser Stationen neue Aspekte des Weinmachens kennengelernt habe und Inspirationen für meine eigene Arbeit sammeln konnte.

 

Herr Müller, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.