Frau Rinke, was schätzen Sie an Ihren Burgundersorten am meisten?

Marion Rinke: Unser Motto lautet: Muschelkalk trifft Schiefer. Unsere Burgundersorten sowie Chardonnay der Obermosel wachsen auf Mergelkalk, den östlichen Ausläufern des Pariser Beckens, das sich von dort über Luxembourg, und die Champagne bis ins Burgund durchzieht. Die besonderen klimatischen Bedingungen sowie der Steillagenanbau erzeugen eine eigenständige Burgunder-Charakteristik. Unsere auf Schiefer wachsenden Pinot Noirs und Frühburgunder von der Saar weisen eine ganz andere Charakteristik auf, sie sind eher auf der kühlen mineralischen Seite. Für mich ist dieser Kontrast in einer Weinregion faszinierend. Luftlinie liegen die Weinberge nur wenige Kilometer auseinander.

Unsere Burgunder haben jedoch eines gemeinsam: Die Trauben werden mit absolutem Respekt vor der Natur hergestellt. Wir arbeiten biologisch im Weinberg und sind überzeugt, dass die Artenvielfalt, die wir in unseren Weinbergen haben, unmittelbar den Weinen zugutekommt. Daneben setzen wir auf langsame Spontanvergärung, auf Schwerkraft und langes Hefelager. Wir verzichten auf unnötige Zusätze und kellertechnische Verfahren, vermeiden Pumpvorgänge und unnötige oder scharfe Filtration. Gefüllt werden die Weine bei uns im Haus mit minimalem Geräteeinsatz. Unsere höchsten Qualitäten füllen wir per Hand, weil jeder Eingriff bei der Weinbereitung Geschmack kostet. Auch mit Schwefel gehen wir sehr zurückhaltend um. „Weniger ist mehr“ ist unsere Devise. Auf diese Weise entstehen Weine, die nach der Füllung häufig noch Flaschenreife benötigen und ein langes Entwicklungspotential haben. Unerfahrene oder am Mainstream orientierte Weintrinker sind beim ersten Schluck manchmal irritiert, weil sie „Wein pur“ anfangs nicht richtig einordnen können. Das braucht etwas Geduld und Zeit im Glas und lohnt sich.

Wie alt sind Ihre Burgunderanlagen und planen Sie eine Erweiterung?

Marion Rinke: Die Anlagen an der Obermosel wurden ab 2005 gepflanzt. Die älteste Anlage an der Saar ist 25 Jahre alt. Wir planen tatsächlich eine „Burgundererweiterung“. Allerdings werden wir hier „klassisch“ bleiben und auf den Anbau von PIWI-Züchtungen verzichten.

Welchen Stellenwert haben die verschiedenen Burgundersorten bei Ihnen?

Alexander Rinke: Unsere Lage Langsurer Brüderberg an der Obermosel ist eine Alleinstellung. Die Erzeugung eines Mischsatzes mit hochwertigen und empfindlichen Chardonnay-Klonen setzt natürlich ein bestimmtes Maß an Risikobereitschaft voraus. Die Pinot Noirs sind bisher nur in geringeren Mengen verfügbar. Das hängt einerseits an der bepflanzten Fläche, andererseits an unserem Anspruch. Wir erzeugen diese nur in entsprechend guten Jahren. Pinot Blanc und Pinot Gris produzieren wir im mittleren Preissegment. Anspruchsvolle Weine für den alltäglichen Gebrauch und immer nach den gleichen Grundsätzen erzeugt wie die Spitzengewächse.

Mit und ohne Holzausbau: Welche Weine sind die Favoriten Ihrer Kunden?

Alexander Rinke: Wir nutzen für den Weißweinausbau keine neuen Holzfässer. Der Holzeinfluss ist weniger geschmacklich von Bedeutung als im Hinblick auf den oxidativen Ausbau. In aller Regel vergären wir in Edelstahl und Holz, so dass eine Unterscheidung nach Holz und Nicht-Holz nicht möglich und gewollt ist.

Welche Weine würden Sie zu Festtagen empfehlen?

Marion Rinke: Unsere Kunden sind meist so individuell wie unsere Weine und sollten das besser selbst herausfinden. Ich würde mich eher an den Gästen des Festes und den Speisen orientieren. In jedem Fall ist es spannend, auch mal ein gewagtes foodpairing zu versuchen. Unser 2017er Sekt Zero Dosage mit 54 Monaten Hefelager passt zum Beispiel hervorragend zu Wildterrine und unser 2021 Sauvignon Blanc zu Bresaola.

 

Frau und Herr Rinke, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und alles Gute.