Frau Andres, Frau Eller, gab es bei Ihnen Probleme bei der Betriebsübergabe?

Yvonne Andres: Mein Mann ist nach der Ausbildung als Winzer in den elterlichen Betrieb mit eingestiegen. Während er durch eine Lungenentzündung Geschmacks- und Geruchssinn verloren hatte, bin auch ich in den Betrieb mit eingestiegen. Im Grunde war von vornherein klar, dass wir den Betrieb weiterführen werden. Doch als es dann soweit war und die Eltern den Betrieb übergeben sollten, kamen auch damit die Auseinandersetzungen und Herausforderungen auf uns zu. Damit hatten wir gar nicht gerechnet, da es für uns klar war, dass wir den Betrieb übernehmen. Es wurde vorher nie deutlich über die Situation gesprochen, wer hat welche Vorstellungen und wie soll das Ganze einmal geregelt sein.

Die vorangehende Generation hat sich tatsächlich schwergetan mit der Übergabe und eine Lösung zu finden, auch bezüglich einer Art Rente. Auch die abweichende Erbin hatte ihre genauen Vorstellungen und dies alles zu lösen war sehr schwierig und hat auch einige Zeit in Anspruch genommen. In dieser Zeit wurden sehr viele Gespräche und auch Diskussionen geführt, da natürlich jeder der Familie seine ganz eigene Ansicht und Vorstellung hatte. Wichtig ist es in jedem Falle, als Paar zusammenzuhalten und sich in einer nicht ganz so einfachen Zeit gegenseitig zu stärken und Kraft zu geben.

Juliane Eller: Ich bin 2013 direkt nach meinem Studium in Geisenheim – Weinbau und Oenologie – bei meinen Eltern im Familienweingut eingestiegen. Natürlich war schon zu Beginn meines Studiums klar, dass ich perspektivisch die Nachfolge meiner Eltern antreten möchte. Das war ein gemeinsamer Prozess mit viel Kommunikation und Vertrauen der verschiedenen Generationen. Das zu haben ist ein großes Geschenk und nicht selbstverständlich. Das muss ich vor allem meinen Eltern hoch anrechnen, denn heute nach 10 Jahren Selbstständigkeit, weiß ich manchmal nicht, ob ich das gekonnt hätte. In jedem Fall haben meine Eltern mir zwei Tage nach der Zeugnisübergabe ihre komplette Existenz in die Hand gelegt. Wenn ich den Betrieb übernehme und fortführe, dann richtig. Und der Aufgabe habe ich mich gestellt. Probleme sind in ihrem Wort ja schon eher negativ formuliert. Deshalb muss ich mich davon tatsächlich distanzieren, aber natürlich gab es herausfordernde Momente und Phasen. Bei allem konnte ich mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen und hatte jederzeit Zugang zu dem Rat meiner Eltern, die die Weinbranche schon einige Jahrzehnte kennen und logischerweise bis heute im Betriebsalltag unersetzlich sind – nur aus einer ganz anderen Perspektive und auch Zeit, aber gewisse Dinge ändern sich eben nicht oder nur sehr langsam. Beispielsweise in unseren Weinbergen.