Silvaner Weingut des Jahres
Vor rund 40 Jahren hat sich Manfred Rothe dazu entschlossen, im Weinberg Verzicht zu üben. Konkret auf Kunstdünger, Glyphosat und Pestizide jeder Art zu verzichten. Er zählt somit zu den Bio-Wein-Pionieren in Franken. Pionier war er auch beim Einsatz von Amphoren in Franken.
"Ich wollte schon immer eigene Wege beim Wein gehen und bin dabei auf die alte georgische Weinkultur gestoßen", begründet Manfred Rothe diesen Schritt. Vor zehn Jahren erfolgte die Eingrabung zweier georgischer Amphoren, Kvevris genannt, in denen er naturbelassene Weine erzeugt. Diese Art der Weinherstellung hat eine mehr als 8000-jährige Geschichte und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Doch im Keller sieht man außer Holzfässern aus Spessarteiche erst einmal nichts von diesen 1.200 Liter fassenden Amphoren. Man sieht nur eine Mauer, auf der einige schwerere Steine drapiert sind, die sozusagen als Deckel für die Amphoren dienen. Wer wissen will, wie sie aussehen, muss in den Garten gehen, wo eine Amphore in der Nähe des Eingangs zur Vinothek auf der Erde liegt. Unbefüllt natürlich. Heute zählt der Winzer übrigens auch zu den Pionieren der neuen Initiative "Zukunftsweine". Deren Mitglieder setzen auf Pilzwiderstandsfähige Sorten, sogenannte Piwis (weitere Infos unter den Artikeln "Engagement für den Wein der Zukunft" vom 3. November 2022 und "Nachhaltigkeitspreis für Zukunftsweine” vom 14. Dezember 2022).
Aber sein Herz gilt dem Silvaner. 20 Prozent seiner 12 Hektar Rebflächen sind damit bepflanzt. "Ich bin davon überzeugt, dass der Silvaner in Franken sich besonders eignet um Herkunft und Lebensart zu dokumentieren", meint Manfred Rothe. " Er gibt den Winzern gute Möglichkeiten auf Veränderungen am Markt und beim Klima zu reagieren. Daher wird er sich in Franken auch weiterhin ausbreiten." Silvaner gibt es bei ihm im Bereich Basic und Premium, beide im Bocksbeutel. Die Linie Indigenius ist 100 Prozent Silvaner als Orangewein und auch eine seiner Amphoren mit 1.200 Liter Inhalt wird jedes Jahr mit den besten Silvanertrauben gefüllt. Seine Weinberge liegen an den Hängen entlang der Mainschleife. An den windoffenen Kanten im Nordheimer Vögelein und dem Sommeracher Katzenkopf prägt der Muschelkalk den Charakter seiner Silvaner. Ein besonderes Augenmerk legt er auf das Alter der Rebstöcke. "Jahr für Jahr holen wir unsere besten Trauben aus den ältesten Anlagen. 25, 30 gar 40 Jahre alte Reben sind die Grundlage unserer Spitzengewächse."
Überzeugen kann man sich davon nicht nur in der modernen Vinothek und im Weinbistro, sondern zwischen Anfang April und Ende Oktobern auch auf der Terrasse. Dort können die Besucher auch Brotzeit auf feinste Art genießen, darunter reichhaltige gemischte Platten oder seltene Tomatensorten, alles Slow-Food-Köstlichkeiten und zubereitet von seiner Frau Christine. "Ich definiere mich nicht mehr als Weingut, sondern als Genussort", meint Manfred Rothe. "Da ich auch ein prämiertes Bistro habe und im Genussort Maininsel ansässig bin." Genießen kann man hier auch seine anderen Weine. Neben verschiedenen Piwis, die mittlerweile auf einem Viertel seiner Flächen stehen, gibt es noch Riesling, Scheurebe und Müller-Thurgau bei den Weißweinen sowie Spätburgunder, Schwarzriesling, Domina und Zweigelt bei den roten Gewächsen.
Und was sind seine nächsten Pläne? "Ich suche nach alten Reben und Alternativen zur Bewässerung, da es hier in Unterfranken die letzten Jahre ungewöhnlich trocken war. Außerdem befasse ich mich mit dem weiteren Humusaufbau und bin an weiteren Rebsorten interessiert." Im Raum steht allerdings noch ein weiterer Plan, eine Betriebsnachfolge außerhalb der Familie. Hoffentlich lassen sich Manfred und Christine Rothe damit noch Zeit.