Der Anfang war etwas holprig. "Mein erster eigener Wein war ein 2013er Riesling trocken während meines Studiums in Geisenheim", blickt Philipp zurück. "Meine Freunde und Familie waren positiv überrascht, aber dennoch muss man rückblickend sagen, dass der Wein an die Qualität unserer heutigen Weine nicht heranreicht." Ein selbstkritisches, offenes Statement, das in der Politik nicht ganz so häufig anzutreffen ist. Weshalb der erste Versuch nicht ganz so gelungen war, begründet der Jungwinzer ganz einfach damit, dass es ihm zu diesem Zeitpunkt noch deutlich an Erfahrung gefehlt habe, da er ja erst in der Ausbildung war.

Denn nach seiner Meinung erlernt man den Winzerberuf nicht durch die reine Ausbildung und den Erwerb von Wissen, sondern durch eigene Erfahrungen und die Umsetzung des Beobachteten. "Selbstverständlich bekommt man während des Studiums ein gewisses Rüstzeug vermittelt, dies kann die eigene Erfahrung jedoch nicht ersetzen", so Philipp.

Nun, die hat er mittlerweile gesammelt und prima in Flaschen umgesetzt. Dabei war es nach dem Abitur 2006 noch gar keine Option, den mütterlichen und großväterlichen Betrieb weiterzuführen. Er begann lieber ein Politik- und Betriebswirtschaftsstudium, das er drei Jahre später auf Grund des Zivildienstes unterbrechen musste. Danach studierte er aus familiären Gründen an der Geisenheimer Wein-Uni und absolvierte zwei hochspannende Praktika in den renommierten Gütern Wagner-Stempel und Schäfer-Fröhlich. Dort lernte er besonders viel über die richtige Handarbeit und Bewirtschaftung in den Weinbergen. Was dazu führte, dass seine eigenen knapp 10 Hektar Flächen schonend und umweltbewusst gepflegt werden. Das schätzen auch etliche seiner Kunden, die ihm während der Weinlese teils seit Jahren sozusagen zur Hand gehen.

Und wenn er einmal nicht im Keller oder in seinen Lagen anzutreffen ist, verkostet er entweder Weine bei anderen Betrieben oder fährt Ski und Snowboard mit einem Skiclub. Das Fußballspielen, einst seine große sportliche Leidenschaft, hat er dagegen vor Jahren aufgeben müssen, aus Zeitgründen. Das verfolgt er nun entweder im Stadion oder via Fernsehen. Wenn sein Lieblingsverein, der 1. FC Kaiserslautern, so gut wäre, wie es Philipps Weine heute sind, hätte es keinen Abstieg aus der 2. Liga gegeben, sondern zumindest ein nachhaltiges Schnuppern an den Aufstiegsrängen. Nun ja, zumindest eines haben Philipp und sein Club derzeit gemeinsam. Das Ziel, die Qualität stetig zu verbessern und eine noch klarere Stilistik in Verbindung mit Trinkfluss oder, um beim Sport zu bleiben, Spielfluss herauszuarbeiten.

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