Zuerst ein Warnhinweis. Wer eher dazu neigt, zum Lachen in den Keller zu gehen, sollte sich einen Besuch bei Martina lieber ersparen. Denn die 23-Jährige versprüht reichlich gute Laune, die ansteckender wirkt wie eine Wagenladung erkälteter Fahrgäste in einem überfüllten Zug. Grund zum Lachen hat die Jungwinzerin reichlich, schließlich schneiden ihre Weine bei Wettbewerben mittlerweile richtig gut ab. Dabei legt sie keinen Wert auf gefällige Partytröpfchen, sondern auf Weine mit animierenden Ecken und Kanten. "Wir machen die Weine so, wie sie uns gefallen, mit Aussagekraft, die dennoch die Leichtigkeit des rheinhessischen Klimas besitzen", verspricht Martina nicht zu viel. Das gilt selbst für ihre Barriqueweine, die vom Holz nicht dominiert, vielmehr sanft geküsst sind. So wie ihr erster eigener Wein, ein Chardonnay. Die Idee kam ihr, als sie einen slowenischen Chardonnay mit starkem Holzeinfluss probiert hatte. "Seitdem fasziniert mich dieses Spiel zwischen kräftigen Weinen und der Lagerung in Holzfässern mit Fingerspitzengefühl."

Vom Weinvirus infiziert wurde Martina nicht nur im Elternhaus, wo in den 1990er Jahren der Umbau vom Gemischtbetrieb auf reinen Weinanbau mit 25 Hektar begann. Das Schlüsselerlebnis hatte sie als Teenager bei einem Besuch im Top-Weingut von Elena Walch in Südtirol. Seitdem schwärmt sie nicht nur von individuellen Weinen mit klarem Lagencharakter, sie macht sie auch selbst. Dafür feilte sie mit ihrem Vater an einigen Stellschrauben, etwa der Ertragsreduzierung, Umstellung auf nachhaltige Bewirtschaftung und vor allem auf eine veränderte Weinbereitung. Da dürfen Burgunder und Rieslinge nun spontan gären, länger im Fass liegen oder, wie beim Silvaner, schon mal auf der Maische gären.

Die fachlichen Grundlagen holte sich Martina durch eine Winzerlehre, wo sie auch feststellte, wie wichtig Handlese für die spätere Qualität des Weines ist. Anschließend absolvierte sie ihren Weinbauwirtschafter in Oppenheim und ihren Techniker für Oenologie und Weinbau in Bad Kreuznach. "Das spannendste für mich dabei waren immer die Ausflüge in andere Weinanbaugebiete zu renommierten Gütern. Hier konnte man einen Einblick gewinnen, was man mit Leidenschaft alles erreichen kann." Nun, diese füllt sie jetzt in Flaschen ab, verziert von prägnanten Etiketten, auf denen ein heulender Wolf zu sehen ist. Mit der beschaulichen Ruhe wird es im Örtchen Wolfsheim und am Hausberg Gigser, wo man quasi über die gesamte rheinhessische Toskana blicken kann, bald vorbei sein. Dank Martina, deren Motto lautet: „Unsere Weine entstehen ohne Skrupel, dafür mit umso mehr Elan.“

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