Ein Traumjob war es für ihn schon immer. Vermutlich, so Florian, lag das aber eher am Traktor mitfahren. Treckerführer statt Pilot als Kinderwunsch quasi. Erfüllt hat sich das jedoch nur zum Teil, in den Steillagen an der sogenannten Terrassenmosel ist eher Fuß- und Handarbeit angesagt. Kaum nirgendwo sonst ist das Kultivieren der Weinlagen so arbeitsintensiv, anstrengend und teilweise sogar riskant. Schwindelfrei muss man schon sein, wenn man die terrassierten Weinhänge optimal bearbeiten will.

"Entgegen dem allgemeinen Trend haben wir in den letzten Jahren unsere Steillagenflächen sogar noch ausgedehnt",

berichtet der Jungwinzer. Diese Flächen lagen zum Teil 30 Jahre brach und wurden jetzt wieder bepflanzt. Weitgehend mit Riesling, seiner Lieblingssorte. Daher war natürlich auch Florians erster Wein aus der, wie es so schön heißt, "Königin der weißen Rebsorten". Im Herbst 2007 durfte er in seinem ersten Ausbildungsjahr die besten Trauben aus der Lage Valwiger Herrenberg für sein erstes Experiment verwenden. "Der spontan vergorene Wein lag bis zum Sommer auf der Hefe und erhielt dadurch ein tolles Aroma und einen langen Abgang", blickt Florian zurück. Das war damals Neuland für den elterlichen Betrieb Lönartz-Thielmann, ganz in der Nähe der bekannten Weinstadt Cochem.

Von dem Erstlingswerk liegen noch ein paar Flaschen im Privatkeller, doch die Nachfolger brauchen sich nicht zu verstecken. Diese kann man etwa direkt im Weingut probieren, der ab Hof Verkauf beträgt momentan rund 40 Prozent. Wer nicht nur einen Schluck probieren möchte, immerhin gibt es etwa 30 verschiedene Weine aus 10 Hektar großen Rebflächen im Sortiment, kann sich danach in einer der modernen Ferienwohnungen oder den neu renovierten Gästezimmern im alten Winzerhaus mit Blick auf die Weinberge und die Waldlandschaft noch einige weitere Gläser gönnen. An den Feiertagen im Frühjahr, sowie von August bis Oktober gibt es dazu eine Winzerwirtschaft mit Flammkuchen oder kalten Spezialitäten aus der Region mit selbstgebackenem Brot.

Florian selbst bevorzugt eher Rumpsteak mit Spargel und ein Glas Riesling dazu oder Grillgerichte, deren Wartezeit er mit dem Lesen von Fachzeitschriften über Weinbau und Kellerwirtschaft überbrückt. Dabei informiert er sich auch über Orange-Weine. "Man bekommt Aromen aus dem Wein, die in einem herkömmlichen Weine sehr schwer herauszuschmecken sind", begründet er seine Neugier. Wahrscheinlich wird er aus der 2019er Ernte auch eine Kleinmenge Orange-Wein ausprobieren, aber eher just for fun. "Für solche Weine haben wir keinen Kundenstamm." Was nicht ist, kann ja noch werden.

www.loenartz.de