Burgunder-Weingüter des Jahres
Wir prämieren nun zum sechsten Mal die "Burgunder-Weingüter des Jahres". Dieses Mal teilten sich zwei Weingüter den ersten Platz, eines aus der Pfalz und eines von der Mosel.
Wir haben die beiden Gewinner, Dr. Marion Rinke und Christian Nett, nach den Geheimnissen ihres Erfolges befragt und präsentieren am Ende des Artikels unsere Top 5 Liste der besten Burgunder-Weingüter Deutschlands.
Dr. Marion Rinke, Rinke Weine
Frau Dr. Rinke, was gefällt Ihnen besonders an Ihren Burgunder-Sorten?
Sie verkörpern perfekt unser Motto: Muschelkalk trifft Schiefer. Unsere an der Obermosel auf Muschelkalk wachsenden Chardonnays und Pinot Noirs wachsen in einer Region der Mosel, in der geologisch gesehen das Burgund beginnt. Insofern ist das Burgund auch unsere Inspiration, obwohl unsere Chardonnays keine Burgund-Kopien sein wollen. Unsere auf Schiefer wachsenden Pinot Noirs und Frühburgunder von der Saar weisen eine ganz andere Charakteristik auf, sie sind eher auf der kühlen mineralischen Seite. Für mich ist dieser Kontrast in einer Weinregion faszinierend. Luftlinie liegen die Weinberge nur wenige Kilometer auseinander.
Unsere Burgunder haben jedoch eines gemeinsam: Die Trauben werden mit absolutem Respekt vor der Natur hergestellt. Wir arbeiten biologisch im Weinberg und sind überzeugt, dass die Artenvielfalt, die wir in unseren Weinbergen haben, unmittelbar den Weinen zugutekommt.
Daneben setzen wir auf langsame Spontanvergärung, auf Schwerkraft und langes Hefelager. Wir verzichten auf unnötige Zusätze und kellertechnische Verfahren, vermeiden Pumpvorgänge und unnötige oder scharfe Filtration. Unsere höchsten Qualitäten füllen wir per Hand, weil jeder Eingriff bei der Weinbereitung Geschmack kostet. Auch mit Schwefel gehen wir sehr zurückhaltend um. „Weniger ist mehr“ ist unsere Devise. Auf diese Weise entstehen Weine, die nach der Füllung häufig noch Flaschenreife benötigen und ein langes Entwicklungspotential haben.
Unerfahrene oder am Mainstream orientierte Weintrinker sind beim ersten Schluck manchmal irritiert, weil sie „Wein pur“ anfangs nicht richtig einordnen können. Ich will damit sagen, dass man sich auf unsere Weine etwas einlassen sollte, da sie eher nicht dem internationalen, auf Frucht getrimmten Einheitsgeschmack entsprechen.
Bevorzugen Sie eine spezielle Stilrichtung bei Ihren Burgundern?
Wir bevorzugen Burgunder, die eine gewisse Komplexität und Eleganz aufweisen. Opulenz ist nicht so sehr unser Thema. Wir sind der festen Überzeugung, dass Wein nicht im Keller gemacht werden sollte. Da wir im Keller nichts korrigieren wollen, sind für uns gesunde und physiologisch reife Trauben aus biologisch mit viel Handarbeit bearbeiteten Weinbergen die Basis. Danach brauchen wir nur noch Geduld, die Weine werden zu lassen. Wein hat keinen Terminkalender. Wir gehen da keine Kompromisse ein; manche Weine brauchen einfach länger um zu werden.
Christian Nett, Weingut Bergdolt-Reif & Nett
Herr Nett, was gefällt Ihnen besonders an Ihren Burgunder-Sorten?
Einfach alles. Die Rebsortenfamilie ist super vielfältig, von leicht bis schwer, von groß bis klein, von einfach bis kompliziert und das Beste daran, nie eindimensional sondern unglaublich wandelbar. Sie lieben die Region in und um Duttweiler mit den Löss-Lehm Böden und dem leicht kalkigen Anteil im Untergrund.
Was mir speziell gefällt, ist die Arbeit mit zwei alten betriebseigenen Rebselektionen von Weißburgunder und Grauburgunder, die mein Großvater Heinz Bergdolt-Reif in den 1960er Jahren gepflanzt hat. Diese vermehren wir für unsere heutigen Neuanpflanzungen weiter, da sie perfekt in unser Terroir passen.
Auch der Anbau von Chardonnay und Spätburgunder bleibt weiterhin ein spannendes Thema für mich. Die in den frühen 2000er Jahren gepflanzten Reben entwickeln sich gerade durch die Klimaveränderungen in der Region prächtig.
Bevorzugen Sie eine spezielle Stilrichtung bei Ihren Burgundern?
Christian Nett: Wie schon erwähnt, ist die Rebsortenfamilie unglaublich facettenreich, weshalb die Arbeit damit auch so spannend bleibt. Der Stahltank verleiht dem Burgunder eine leichte und frische Note. Diese passt
wunderbar zur sommerlichen Vorspeise auf der Terrasse des Lieblingsrestaurants oder auch einfach für den Weingenuss für zwischendurch. Ganz im Gegenteil dann die neuen Fässer, die dem Wein eine Karamell-Vanille-Note verleihen, die perfekt zu dunklem Fleisch und BBQ-Gerichten harmonisieren. Wer den klassisch französischen Stil schätzt, wird an den Burgunderweinen aus dem großen oder bereits mehrfach genutzten Holzfass Gefallen finden. Auch beim Spätburgunder haben wir in besten kleinen, oft ganz neuen oder einmal genutzten Barriques ein tolles Geschmacksbild.
Unsere verschiedenen Gliederungen Tradition, Edition oder Avantgarde sowie unsere Cuvées ergeben ein breites Spektrum an Individualität, sodass für jeden Anlass der perfekte Burgunderwein zur Auswahl steht. Ich bin froh, dass es diese Vielfalt gibt und ich mich somit nicht auf eine spezielle Stilrichtung festlegen muss.
Weingut Bergdolt-Reif & Nett
Dudostraße 2
67435 Neustadt an der Weinstraße
Webseite: www.nett-weine.de