Das Dasein als Winzerin stand für Alexandra überhaupt nicht auf ihrer Agenda. "Ich bin einem Weingut aufgewachsen und kenne daher alle Seiten dieses Lebens beziehungsweise des Berufs", begründet sie frühere Vorbehalte. Deshalb hatte sie sich für eine Leere zur Industriekauffrau entschieden. Nach der Lehre ist sie aber wieder im Büro eines Weingutes gelandet und nach einem Jahr hat sie sich dann doch noch für das Studium der Internationalen Weinwirtschaft und Marketing entschieden. Sozusagen die eher theoretische Seite des Berufs. "Erst durch meinen Mann habe ich die Arbeit im Keller richtig lieben gelernt und gemerkt wo meine Stärken sind", blickt die Moselanerin zurück. "Man kann vieles erlernen, doch das Gespür für den Weinberg oder die Weinbereitung, das muss man im Blut haben. Diese Leidenschaft steckt in einem und so kam ich gar nicht darum herum, auch wenn ich eigentlich nie in diese Fußstapfen treten wollte."

Ihren ersten Wein produzierte sie 2012 zusammen mit ihrem Mann Markus im Familienbetrieb in Farschweiler, dem einzigen Weingut im Hochwald. Die Nagelprobe aber bestand sie dann im Herbst 2017. Damals musste ihr Mann aus gesundheitlichen Gründen passen und so baute sie das erste Mal die Weine komplett in Eigenverantwortung aus. Von den Resultaten war nicht nur ihre Familie begeistert. Vor allem die Wild Wine-Linie überzeugt. Der Name soll, das Marketingstudium hat sich gelohnt, Freiheit und Unabhängigkeit bedeuten, schließlich ist Alexandra leidenschaftliche Westernreiterin und liebt wie Markus, der viel Zeit in der freien Natur verbringt, die Arbeit in Staub und Schweiß. Außerdem müsse man seinen eigenen Weg finden und das sei dann auch der richtige, merkt die Winzerin an. Da hat sie recht. Jemanden zu kopieren oder nachzumachen macht in der Branche wenig Sinn, da es viele gute Betriebe und Weine gibt, man muss also seine Stärken herausarbeiten und diese nach außen vertreten. Alexandra hat da genaue Vorstellungen. "Ich bin ein typisches Moselmädchen und mag die Weine mit etwas mehr Restzucker, etwa unseren Riesling Wild Life. Ich trinke auch gerne einmal einen trockenen Wein, bin aber ein Fan von Riesling mit Restzucker, weil durch diesen ein tolles Süße-Säure-Spiel entsteht, die Frucht des Weines super hervorkommt und die Weine einfach Spaß machen."

Den Spaß kann sie gerade derzeit gut gebrauchen, denn momentan ist der Umbau im gerade erworbenen alten Weingut in Mehring in vollem Gange. "Es wird eine Mischung aus Moseltradition und unserem eigenen Stil", verspricht sie. Bald wird es also weitere Wilde Weine aus dem wilden Westen Deutschlands geben.

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