Tante Greta“, deren Name eigentlich Margarethe Roth lautet, war die erste Retterin eines besonderen Weinberges am Mittelrhein. Beinahe wäre es anders gekommen. Ihrer Geschichte wollte ich noch einmal auf den Grund gehen, also sitze ich zum Gespräch bei ihrer Nichte mit deren Tochter auf den Jugendstil-Polstern. „Tante Greta war eine Frau mit kräftiger Statur. Sie hat ihre Mitarbeiter auf Trab gehalten“, sagt die Nichte. Ihre Tochter nickt. „Sie war definitiv resolut. Aber sie hatte ein gutes Herz!“, fügt sie hinzu. „Sie konnte gut mit uns Kindern. Ihr Lieblingsbuch, das sie uns immer vorlas, war ´Der Widerborst` – ein Buch, in dem es um einen Jungen ging, der nicht nur widerborstige Haare, sondern auch ein solches Verhalten hatte.“ Das passt dazu, dass mein Vermieter Peter Selt mir erzählte, dass die Winzerkollegen in Leutesdorf sie eigensinnig nannten, denke ich still.

Wir sprechen über die Familiengeschichte und den Weinbau in Leutesdorf. Die Nichte sucht noch einige Bilder aus den Familienalben heraus und gibt sie mir mit. Ich verabschiede mich dankend und gehe nach Hause. Mein Blick ruht beim Laufen auf den Bildern. „Komisch“, denke ich. Die Bilder berühren mich auf ihre ganz eigene Art. Zum Schreiben meines Artikels kreisen die Gedanken noch zu sehr, daher bereite ich mir eine Thermoskanne Kaffee, spaziere in die Weinberge und schaue mir die Fotos beim Laufen weiter an. Sie sprechen Bände.