Kvarner Bucht: Kroatien für Genießer
Auf den Mittelmeer-Inseln vor Rijeka findet der Reisende tolle Restaurants und schöne Hotels. Und dazu lässt sich ein ganz besonderer Wein entdecken.
Oh, wie lecker! Die Kvarner Bucht, ganz im Westen Kroatiens gelegen, putzt sich immer mehr als Gourmet-Region heraus. Schicke Restaurants finden sich neben urwüchsigen Konobas, aufwändig arrangierte Gerichte wechseln sich mit einfacher, landestypischer Küche ab. Italien? Spanien? Griechenland? Genießer werden an der kroatischen Adriaküste glücklich.
Eine kulinarische Rundreise beginnt – oder endet – am besten in Opatjia, direkt am Rand der Hafenstadt Rijeka. Das Seebad Opatija hat eine reiche Geschichte als Kurort der Donaumonarchie. 500 Kilometer südlich von Wien erholte sich vor allem der Adel vom anstrengenden Leben in der Metropole und atmete die reine Luft. Noch heute lässt beim Spaziergang vor allem auf dem berühmten Lungomare der Anblick prächtiger Jugendstil-Villen den k.u.k.-Charme wieder auferstehen. Und noch heute gibt es eine ausgeprägte Kaffeehauskultur, bei der die Gäste auf Terrassen und in Sälen ihren Bijela Kava oder einen Espresso trinken, dazu ein Glas Wasser, und ein Croissant oder ein Stück Torte essen.
Žlahtina - Weißwein aus Kroatien
So gestärkt lohnt sich ein Ausflug, etwa in den Park Angiolina mit der gleichnamigen Villa, die heute als Museum dient. Weiter geht es Richtung Rijeka. Doch was ist das? Zwischen den klassischen Bauten klebt ein futuristisches Gebilde an den Felsen, fünf Stockwerke hoch und wie aus fast zufällig gestapelten Schachteln errichtet. Das Hotel Navis hat der Kroate Idis Turato für die Familie Kapetanović entworfen. Und neben den 44 Zimmern – alle mit Meerblick – besticht das Fünf-Sterne-Haus durch seine ausgezeichnete Küche. Hier kommen nicht zuletzt die berühmten Kvarner Scampi auf den Teller, frisch gefangen und zum Beispiel als Carpaccio, zart und ausgewogen im Geschmack, die Chefkoch Tino Sinožić zum Beispiel mit fruchtigen Noten kombiniert.
Und dazu passt ein Glas Žlahtina, dem weißen Wein von der Insel Krk. Leicht und frisch ist er, mit leichten Zitrusnoten und deutlichem mineralischen Charakter. Ein Wein, der hervorragend auf den Kvarner Sommer einstimmt.
Weiter geht es auf die Inseln, die sich am besten per Auto oder Wohnmobil über verschiedene Fähren erreichen lassen – falls man kein angemessen großes Boot besitzt. Cres ist – vor allem im Norden – karg und felsig, die Hänge sind durchzogen von schier endlosen Trockenmauern aus Natursteinen. Viele Bienenstöcke sieht der Reisende, und jede Menge Schafe; 50.000 sollen es sein, die sich das rund 66 Kilometer lange Eiland mit etwa 3100 Menschen teilen. Ob die Vierbeiner zwischen den Steinen genug Futter finden? Es duftet jedenfalls – nach Wacholder und Thymian, nach Lavendel und Salbei. 1300 verschiedene Pflanzenarten sollen hier wachsen, mehr als in den meisten europäischen Regionen. Und weil dazu der Ostwind, der – als Bora - manchmal stürmisch über die Hänge fegt, das Salz des Meeres auf die Blätter bringt, ist das Fleisch der Lämmer würzig und eine echte Delikatesse, serviert zum Beispiel in der Konoba Bukaleta in der Inselhauptstadt Cres, vom Grill oder aus dem Ofen, als Eintopf…
Auf die Nachbarinsel Lošinj ist es im Wortsinn nur einen Steinwurf weit. Über eine kurze Drehbrücke geht die Fahrt auf die, laut Lexikon, „blumen- und pinienreiche Insel, die zu den sonnigsten Plätzen Europas zählt“. Grün ist Lošinj, mit Kiefern, Steineichen und Olivenbäumen bestanden. Hübsch anzusehen ist das eng von Häusern umringte Hafenbecken der Stadt Mali Lošinj, wo zahlreiche Kaffees und Restaurants zum Verweilen einladen. Und wer eine Dreiviertelstunde erübrigen mag, der besucht das interessante Museum, das die Behörden um die Statue des Apoxyomenos aus Kroatien errichtet haben. Die Figur lag über 2000 Jahre im Meer – und ist sehr gut erhalten.
Weingenuss in Kroatien
Doch Lošinj hat mehr zu bieten: ruhige Badestrände, tolle Hotels und einen Stern. Den hat der junge Österreicher Michael Gollenz für das Hotel Alhambra erkocht und damit erstmals die begehrte Michelin-Auszeichnung auf die Kvarner Inseln geholt. Gollenz lässt – natürlich – Fisch servieren, etwa Adria-Krabbe mit einem feinen Thai-Curry, unaufdringlich und zugleich raffiniert, später ein Filet von der Stachelmakrele mit Brandade, einem Gemüsepüree, und einer Sauce Provencale aus würzigen Tomaten. Dazu schmeckt ein Chardonnay sur Lie, der problemlos mit dem kräftigen Gericht Schritt halten kann und dabei durchaus Raffinesse beweist, wenn er in der Nase Quitten- und Bananenaromen spielen lässt, zu denen sich am Gaumen eine Honignote gesellt.
Auch die Hotels haben riesige Schritte nach vorn gemacht. Während noch vor zehn Jahren oft postsozialistisches Flair dominierte und die Häuser wie Ferienlager für verdiente Werktätige wirkten, zeigen sie sich heute modern und weltoffen, etwa das Bellevue mit seiner breiten Front und der privaten Badeplattform direkt am glasklaren Wasser. Dass die Gastronomie ebenfalls internationales Niveau erreicht hat, zeigt sich zum Beispiel am Matsunoki, einem japanischen Restaurant, das Sushi mit regionalen Produkten zubereitet und schon mal Thunfisch mit schwarzem Trüffel kombiniert.
Kroatien, Heimat des Žlahtina
Weiter geht es, wieder mit der Fähre, die in einer knappen halben Stunde von Cres nach Krk fährt. Besonders abwechslungsreich ist diese Insel, die – Tipp für alle, die es eilig haben – besonders gut zu erreichen ist: Aus Richtung Rijeka gibt es eine Brücke, die Krk mit dem Festland verbindet. Doch wer braucht schon Autofahrten, wenn er doch auf der Weininsel der Kvarner Bucht ist? Krk ist die Heimat des Žlahtina, den Oliver Stašić vom Vinotel Gospoja nicht ohne Stolz präsentiert. 35 Hektar bewirtschaftet die Eigentümerfamilie und stellt unter anderem einen Sekt nach Champagner-Methode her, der leicht und elegant daherkommt, dabei trocken und bekömmlich ist. Als klassischer Weißwein zeigt sich der Žlahtina hier jugendlich und spritzig mit einem ganz eigenständigen Geschmack, der mit seinen Anklängen von Apfel und Melone eine Verheißung warmer Abende und toller Speisegenüsse ist.
Einen solchen Abend gibt es im Restaurant Nada im kleinen Städtchen Vrbnik, hoch über dem Hafen, in dem ein paar Fischerboote dümpeln, und mit einem phantastischen Blick hinüber aufs Festland. Meeresfrüchte stehen auf der Karte, etwa Makrelen, Muscheln und Garnelen. Dann folgen eine würzige Fischsuppe, handgeformte Šurlice-Nudeln mit Scampi und schließlich ein gegrilltes Seebarschfilet mit Mangoldkartoffeln. Vom mehr weht ein lauer Wind, und der Vollmond beleuchtet die Restaurantterrasse mit seinem weißen Licht. So lässt es sich genießen! So lässt es sich leben!