Abwechslung im Anbaugebiet Nahe

18. November 2020

Lust auf Natur mit genussreichen Abwechslungen, dafür steht das Anbaugebiet Nahe. Dort präsentieren sich auf einem 130 Kilometer langen Rundkurs zwischen Bingen und Kirn an der gut ausgebauten Naheweinstraße 35 Winzerorte.

Weingut Pieroth

Katharina Pieroth - Foto: Weingut Ferdinand Pieroth

Wer ein Fahrrad dabei hat, kann den 130 Kilometer langen Nahe-Radweg in Angriff nehmen, der in sechs Etappen aufgegliedert ist. Das erste Stück führt von der Quelle bei Selbach und am Bostalsee vorbei, über Nohfelden, bekannt durch seine Burg und dem alljährlich stattfindenden mittelalterlichen Markt, nach Birkenfeld. Von der Kreisstadt an der oberen Nahe führt die zweite Etappe zur sehenswerten Schmuck- und Edelsteinstadt Idar-Oberstein.

Über Kirn, dem Zielort der dritten Etappe, steht die Kyrburg, die einzige Whisky-Burg Deutschlands, auf der in den Sommermonaten Opernfestspiele stattfinden. Die vierte Etappe führt entlang der Nahe durch einige historische Weinorte zum Kurort Bad Sobernheim. Hier gibt es einen rund 3,5 Kilometer langen Barfußpfad. Der Gang über Lehm Gras, Sand, Steine und Rindenmulch wirkt wie eine Fußreflexzonenmassage.

Die nächste Strecke führt über Bad Münster am Stein-Ebernburg, mit einem herrlichen Blick auf Rotenfels und Rheingrafenstein, nach Bad Kreuznach. Der Rotenfels ist übrigens die höchste Steilwand nördlich der Alpen. Vom 300 Meter hohen Aussichtspunkt und der Burgruine auf einem 100 Meter hohen Felsvorsprung bietet sich ein grandioser Ausblick bis in das Nordpfälzer Bergland. Von Bad Kreuznach aus geht es auf der sechsten Etappe dann weiter bis zur Mündung in den Rhein bei Bingen.

Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte aber die Nebentouren nutzen. Sie führen auf über 500 Radkilometer durch idyllische Plätze, herrliche Dörfer, interessante Museen, mittelalterliche Stadtkerne, Schlösser und Burgen. Als Beispiel sei die im 12. Jahrhundert erbaute Burg Layen bei Rümmelsheim zu nennen. Hier genießt man auch einen herrlichen Blick auf das Trollbachtal und bei idealem Wetter eine Fernsicht von bis zu 50 Kilometer.

Sehr interessant sind dazu noch die Weinwanderwege und Weinlehrpfade mit unterschiedlichen Längen. Der Geokultupfad Obermoschel ist dabei mit 2 Kilometern der kürzeste, der Weinwanderweg "Mittlere Nahe" Martinstein/Bad Sobernheim mit 13 Kilometern der längste. Vom Naturpark Soonwald-Nahe ist es nur ein kurzer Weg von den fruchtbar mediterranen Weinhängen des Nahetals bis zu den rauhen Höhen der Hunsrück-Wälder. Ebenfalls bemerkenswert ist die Vitaltour Wald, Wein & Horizonte im Ort Windesheim, deren Strecke ein Wechselspiel der Landschaftselemente bietet.

Riesling und Burgunder

Insgesamt gibt es an der Nahe eine Genossenschaft sowie etwa 450 Weingüter. Darunter das Weingut Klostermühle Odernheim, das im frühen Mittelalter als ein Wirtschaftshof des Klosters Disibodenberg entstanden ist. Das Kloster erlangte Weltruhm, weil Hildegard von Bingen hier über 30 Jahre lebte und dabei ihr berühmtes Werk "Liber Scivias" schrieb.

Die Region weist europaweit die größte Bodenvielfalt auf. Mehr als 180 Bodenvarianten werden vermutet. Quarz und Phorphyr, Melaphyr und Bundsandstein findet man an der mittleren Nahe. Rund um Bad Kreuznach gibt es Verwitterungsböden und Tonüberlagerungen aus Sandstein, Löss und Lehm.

An der unteren Nahe zwischen Bingen und Bad Kreuznach wachsen vor allem Burgundersorten und die klimatisch anspruchsvolleren roten Sorten besonders gut, mit hohen Mostgewichten und einer moderaten Säurestruktur.

An der oberen Nahe ist das Klima eher von den kühleren Luftmassen der Mittelgebirge geprägt. Die dadurch bedingte längere Reifezeit ist besonders vorteilhaft für das Aroma und die Säurestruktur des Rieslings. Rassige, fruchtige und überwiegend schlanke Weine sind das Resultat. Kein Wunder, dass der Riesling mit rund 28 Prozent auch die tonangebende Sorte in der Region ist. Insgesamt sind rund drei Viertel mit weißen Sorten bepflanzt, darunter Müller-Thurgau, Silvaner und, mit steigender Tendenz, auch Weiß- und Grauburgunder.

Bei den Rotweinen steht der Dornfelder mit gut 10 Prozent Gesamtanteil an erster Stelle, gefolgt von Spätburgunder, Portugieser und Regent.

Wer die Weine vor Ort probieren möchte, sollte sich am besten an die Betriebe wenden, die in unserem Tipp-Kasten aufgeführt sind. Wir wünschen für die Reise durch die Nahe-Region bereits jetzt viel Vergnügen.