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Spätburgunder 2020 – ein feines Jahr

Für 2020 gilt der Grundsatz, dass Sommer, die Bademeister glücklich machen, nicht unbedingt dieselbe Wirkung im Weinberg haben müssen. Auch wenn der Spätburgunder über die vergangenen 20 Jahren eine noch nie dagewesene und lange nicht einmal erträumte Qualität erreicht hat, so sind Hitze und Trockenheit auf Dauer nicht zuträglich für diese feine Sorte. Sowohl für Riesling als auch für die roten Pinots ist das Vorhandensein von Frische eine essenzielle Voraussetzung für die Sortenidentität, die für Duftigkeit, Feinheit und Eleganz steht. Reife allein bringt keine großen Pinots hervor, (zu) früh gelesene sind ebenfalls Weine auf Messers Schneide und oftmals mit adstringierenden Gerbstoffen und ohne große Tiefe. Die perfekte Mitte zu finden, erfordert neben guten Terroirs und Klonen auch viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Können im Umgang mit der roten Diva. Einer Handvoll von Spitzenwinzern ist dies mit dem Jahr 2020 hervorragend gelungen.

Grandiose Kollektion

Auch in diesem Jahr gibt es eine ganze Reihe von Spätburgundern, die zu reif wirken, aber ich fand sie im Schnitt nicht so reif und austrocknend wie 2018 und insgesamt recht geschlossen ohne viele Peaks nach oben und unten. Im Jahr 2020 zeigt sich, dass das lange kritisierte Tannin- und Holzmanagement deutlich besser geworden ist. Alkoholische Pinots mit möglichst hohen Oechslegraden und dazu maskiert mit viel Holz sind jedenfalls seltener geworden. Um an die Weltspitze zu kommen, braucht es eben sehr viel Zeit, möglicherweise mehrere Dekaden, und das richtige Genmaterial, Rebanlagen in gutem Alter und noch mehr Erfahrung. Das im Vergleich zum Burgund tendenziell kühlere Klima bietet große Chancen. Der früher sehr rustikale Holzeinsatz ist lobenswerterweise vielerorts feinfühliger geworden und besonders die kleine Spitze von Pinot-Freaks scheint das verstanden zu haben. Das zeigt erneut die grandiose Kollektion von Sebastian Fürst, der drei großartige Pinots geliefert hat.

Drei tolle Spätburgunder

2020 Bürgstädter Centgrafenberg Spätburgunder GG, Rudolf Fürst: Tiefgestaffeltes, Bouquet mit kühl-würzigen Anklängen, kleinen roten Kirschen, roten Johannisbeeren und zartem Himbeertouch, das Ganze vanillig umrahmt. Fest gewobener Gaumen, Eisenkraut, konzentrierte Mitte, straff gezogenes Tannin, prägnant und präzise konturiert, ungemein zupackend, wie aus einem Guss, was für eine Delikatesse trotz der verschlossenen Art. Hat auch charmante Anteile, der wird ganz oben stehen – da bin ich mir ganz sicher. Löst den Hundsrück nach 2 Jahren an der Spitze wieder ab und belegt Platz 1.

Weinwisser-Chefredakteur Giuseppe Lauria vergibt 19/20 Punkte. Das Trinkfenster gibt er mit 2027 bis 2038 an. Der Bürgstädter Centgrafenberg Spätburgunder GG kostet derzeit rund 65 Euro je Flasche. Es gibt ihn unter anderem bei Weinbaer.

2020 Bürgstädter Hundsrück Spätburgunder GG, Rudolf Fürst: Wirkt anfänglich etwas dropsig nach Cassisbonbons, dahinter sehr viel Kräuterwürze, die an Schweizer Kräuterzuckerl erinnert, feines Tannin mit salziger Umrahmung, durch und durch mineralisch fundiert, als lutsche man an Cassis-Steinen, perfekt integrierte Säure, feiner phenolischer Griff, kühle Art, noch leicht austrocknendes Gerbstoffgerüst. Wird sein volles Potenzial erst mit Reife ausspielen.

Weinwisser-Chefredakteur Giuseppe Lauria vergibt 18,5+/20 Punkte. Das Trinkfenster gibt er mit 2027 bis 2038 an. Der Bürgstädter Hundsrück Spätburgunder GG kostet derzeit rund 169 Euro je Flasche. Es gibt ihn unter anderem bei Einfach Wein kaufen.

2020 Klingenberger Schlossberg Spätburgunder GG, Rudolf Fürst: Charmantes, typisches Schlossberg-Bouquet mit reifen Waldbeeren, Kirsche und einem meisterlich integrierten Touch von Vanille. Saftig-schmelziger Gaumen mit roten Früchten, gut strukturiert, die Wärme der Lage kommt gut raus, ist immer etwas charmanter als die anderen beiden GG-Lagen. In diesem Jahr ist er hochfein ausgefallen, fast transparent. Unbedingt auf eine kühlere Temperatur achten, sonst wird er gefälliger. Verspricht frühe Zugänglichkeit. Mineralisch betontes Finale.

Weinwisser-Chefredakteur Giuseppe Lauria vergibt 18/20 Punkte. Das Trinkfenster gibt er mit 2024 bis 2036 an. Der Klingenberger Schlossberg Spätburgunder GG kostet derzeit rund 195 Euro je Flasche. Es gibt ihn unter anderem bei Gute Weine.

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