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Brunello 2017

2017 dürfte ein ganz heißes Jahr für den Brunello di Montalcino geworden sein. Das Jahr war das bis dahin trockenste und heißeste in der Region. Ein Umstand, der die Winzer vor größeren Herausforderungen gestellt hat. Dennoch sollte man das Jahr nicht voreilig als «hitzig» abschreiben. Denn es gibt erfreulich viele Ausnahmen und einige Weine sind ausgezeichnet. Auch sind sie früher zugänglich.

Mehr als drei Monate lang gab es keinen Regen, bis Ende August wurden fast 20 Hitze-Tage verzeichnet. Bei derartigem Trockenstress stellen die Reben auf Notversorgung um - mit dem Effekt, dass sie die Produktion einstellen, um zu überleben. Zwar steigen die Mostgewichte (Zuckerkonzentration), aber die Aromaentwicklung (Physiologische Reife) bleibt auf der Strecke. Anfang September kam dann endlich der ersehnte Regen und auch in der Monatsmitte regnete es noch einmal. Der Wetterumschwung ging einher mit kühleren Nächten, die dafür sorgten, dass die Mostgewichte nicht zu schnell durch die Decke gingen. Das erlaubte den Rebstöcken auch, mit der aromatischen - sprich: physiologischen - Ausreifung nachzuziehen und verlorenen Boden gutzumachen.
Viele 2017er-Weine spiegeln diese Extrembedingungen eines der heißesten und trockensten Jahre wider. Rund 20 % der 2017er-Weine, die ich verkostet habe, haben einen Alkoholgehalt von 15 % oder mehr, wobei mehrere 15,5 % erreichten. Angesichts des erlaubten Spielraums von 0,5 % zwischen dem deklarierten und dem tatsächlichen Alkoholgehalt bedeutet dies, dass die Weine der letztgenannten Gruppe wahrscheinlich näher an 15,5 % oder sogar 16 % liegen. Nicht alle stecken das gut weg. Hier wird man in Zukunft nach vernünftigen Lösungen suchen müssen.

Spitzenwein Il Marroneto

2017 Brunello di Montalcino, Madonna delle Grazie Brunello di Montalcino, Il Marroneto: Das ist schon im Duft ein herausragender, sehr klar gezeichneter, vitaler Brunello: Zart balsamisch-frischer Duft mit Noten von roten und blauen Beeren, in der sich eine hellstrahlende, saftige Himbeerfrucht mit den blaufruchtigen und floralen Noten zu einem facettenreichen Duftbild vereinigt. Am Gaumen mit herrlich saftig-frischer Sangiovese-Frucht mit vielen Kirschschattierungen, die sich mit den knackig-frischen Waldbeerfrüchten vermählen, überhaupt wirkt er zupackend und griffig, denn die präzise Frucht wird vom dichten, aber nie trocken wirkenden Tannin fest umklammert. Im Finale herrlich rotbeerig mit der typischen «sapiden» Sangiovesewürze und -frische, dazu ätherisch-salzige Noten. Großer Wurf in einem herausfordernden Jahr. Bravo! Ein Beispiel dafür, dass die höher gelegenen, nord- bis nordöstlich gelegenen Lagen klar profitierten.

Weinwisser-Chefredakteur Giuseppe Lauria vergibt 19+/20 Punkte. Das Trinkfenster gibt er mit 2026 bis 2040 an. Der Il Marroneto kostet derzeit rund 270 Euro je Flasche. Es gibt ihn unter anderem bei Silkes Weinkeller.

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