Auf roten Wegen in Franken
Franken ist Silvanerland. Das stimmt. Aber es gibt auch Weingüter, die den Ausbau hervorragender Rotweine beherrschen. Wolfgang Hubert hat ein paar Betriebe besucht.
Auf der Suche nach fränkischen Weingütern, die sich auf Rotweine spezialisiert haben oder zumindest ein paar ausdrucksstarke Rote anbieten, landet man bei einem Betrieb, der den Namen quasi als Programm hat. Das Weingut Roth in Wiesenbronn begann schon frühzeitig mit roten Reben zu experimentieren. Gerhard Roth, der seinen Betrieb als einer der ersten bereits 1974 auf ökologischen Weinbau umgestellt hatte, pflanzte vier Jahre später seine Lieblingssorte am Heller Berg an, den Blaufränkisch. Zusammen mit seiner Tochter Nicole, die den Betrieb mittlerweile übernommen hat, entwickelte er dazu die Cuvée Purpur aus Blaufränkisch, Domina und Spätburgunder und die "G" Rotweincuvée aus den Sorten Cabernet Dorsa und Cabernet Mitos, die alle mit zu den besten Rotweinen Frankens zählen. Die Roten lagern im klassischen Eichenholzfass oder im Barrique, wobei alle Fässer grundsätzlich von Wiesenbronner Bäumen stammen. "Nicht nur, weil Regionalität für uns eine wichtige Rolle spielt, sondern weil das außerdem unseren Terroirgedanken vervollständigt", berichtet Nicole Roth, die 2021 bei der Verkostung "Winzerinnen des Jahres" den zweiten Platz erreichen konnte. "Schließlich bringt eine 120-jährige Eiche auch ihr eigenes Terroir mit, das ist für unsere Weine die optimale Reifeumgebung."
Blaufränkisch kann man mittlerweile auch beim Weingut Bürgerspital in Würzburg. Betriebsleiter Robert Haller und sein Team produzieren einen der besten und sind auch beim Spätburgunder erfolgreich. Mit letzterem sowie mit der Cuvée Rondos Barrique, die je nach Jahrgang aus verschiedenen Sorten besteht, kann auch Andrea Wirsching ,"Winzerin des Jahres" und das "Weingut des Jahres", vom Weingut Hans Wirsching in Iphofen umgehen.
Internationale Spitzenburgunder
Beim Spätburgunder und der Rarität Frühburgunder steht das Weingut Rudolf Fürst an erster Stelle, nicht nur in Deutschland. Vor allem die besten Spätburgunder aus Toplagen wie dem Bürgstädter Centgrafenberg, Hundsrück und dem Klingenberger Schlossberg sind international hoch angesehen. Den Grundstein dafür legte Paul Fürst, der den Betrieb 2018 an seinen Sohn Sebastian übergeben hat. "Die besten Trauben vergären im Stil der traditionellen burgundischen Vinifikation in offenen Holzbottichen und reifen anschließend bis zu eineinhalb Jahren in Barriques", berichtet Sebastian Fürst. Versorgt werden die Weinberge mit selbst erzeugtem Kompost, in Verbindung mit einer selektiven Lese und einem achtsamen Ausbau die Grundlagen des Erfolgs.
Rote Besonderheiten
Mit Zweigelt und speziell mit Merlot macht das Weingut Meisenzahl, wie Fürst in Bürgstadt beheimatet, von sich reden. Vor allem der Merlot, der ursprünglich nur als kleinerer Cuvéepartner vorgesehen war, zählt zu den roten Highlights des Bio-Betriebes, das von Stefan und Erich Meisenzahl derzeit trotz vier Hektar Rebflächen noch als Nebenerwerbsweingut geführt wird, zusammen mit einer Brennerei, in der auch von selection prämierte Trester angeboten werden.
In Klingenberg beheimatet ist das Weingut Steintal, das ehemalige Weingut der Stadt Klingenberg. Hier führen die jungen Winzer Jonas Hirn und Philipp Auderheide Regie und haben sich in erster Linie dem Spätburgunder verschrieben. Für den Top-Wein Spätburgunder Schlossberg wird ein Teil der Trauben nach alter Art mit Füßen getreten, was dem Wein mehr Intensität verleiht. Bei diesem Bio-Weingut, mit Flächen ausschließlich in denkmalgeschützten Terrassensteillagen, ist auch ein Cabernet Franc im Angebot. Sein Anbau wurde vor einigen Jahren zwar verboten, doch die bis dahin angepflanzten Miniflächen dürfen noch bearbeitet werden. Zum Glück, der Cabernet Franc ist ein eleganter Kraftprotz, der es mit der internationalen Konkurrenz locker aufnehmen kann.
Wer sich persönlich auf den roten Wegen in Franken bewegen möchte, kann dafür den insgesamt 79 Kilometer langen Fränkischen Rotwein Wanderweg benutzen. Er führt in sechs Etappen von der Winzergemeinde Großwallstadt im Norden bis zur ausgewiesenen Spätburgunder-Hochburg Bürgstadt im Süden.