Das Fachwerkhaus am Kapitelholzsteig wurde 1674 gegründet und ist das ältestes Weingut der Gegend. Der heutige Inhaber Thomas Herrlich setzt neben seinen Weinqualitäten auch auf Nachhaltigkeit in Sachen Energiemanagement. "Wir haben am 12.6.2019 die erste Flasche Wein mit Solarstrom, sozusagen CO² neutral abgefüllt", berichtet er. "Somit können wir in Zukunft, von der Weinpresse bis zur Abfüllanlage alle laufenden Maschinen mit nachhaltig produziertem Strom betreiben, das Dach der Vinothek wurde komplett mit Solarpaneelen bestückt und wir decken unseren gesamten Strombedarf durch erneuerbare Sonnenenergie."

In den neuen modernen Degustationsräumen kann man dann in Ruhe etwa den Kapitelberg Riesling Alte Reben von rund 40 Jahre alten Rebstöcken verkosten. "Der Lesetermin der gesunden und voll ausgereiften Trauben war am 19.10.2018, es waren vielleicht die letzten Trauben, die im gesamten Anbaugebiet Sachsen geerntet wurden", meint der Winzer. "Man möchte sagen, 110 Prozent ausgereift, pointiert durch eine feine Säure." Nicht versäumen sollte man dazu ein Glas vom Kapitelberg Traminer, der sich mit einem intensiven Duft getrockneter Wildrosenblüten präsentiert. "Mit diesem Wein aus den Jahrgängen 2016 und 2017 haben wir zweimal hintereinander den Mitteldeutschen Weinpreis als bester Weißwein von Sachsen und Saale-Unstrut gewonnen", erzählt Thomas Herrlich.

Schöne Aussichten

Sächsische Schweiz

Vor oder nach der Weinverkostung empfiehlt sich eine Tour durch Meißen. Neben dem Dom ist die Albrechtsburg einen Besuch wert. Wo Elbe, Triebisch und Meisa einen steilen Felsen umfließen, wurde im Jahr 929 eine hölzerne Burg errichtet. Daraus entstand im Jahr 1471 der erste Schlossbau Deutschlands, dessen architektonische Lösungen und Gestaltungsideen noch immer beeindrucken. Bemerkenswert ist zudem ein Abstecher in die Erlebniswelt Haus MEISSEN®. Sie verbindet Schauwerkstätten, Shopping, Kunst der Vergangenheit und Gegenwart und lässt das weltbekannte Porzellan erlebbar werden.

Körperlich betätigen kann man sich bei den Weinwanderwegen durch und über das Spaargebirge. Einmal zum Aussichtspunkt Karlshöhe mit einem herrlichen Blick auf die Stadt Meißen, den Dom und das Elbtal und dann ein Wanderweg entlang der Weinberge in nord-südlicher Richtung bis zum Aussichtspunkt „Deutsche Bosel“, die etwa 80 Meter über dem Elbtal liegt und einen weiten schönen Ausblick in Richtung Dresden und bei guter Sicht bis in die Sächsische Schweiz hat.

Beachtlicher Weintourismus

In Sachsen ist der Weintourismus für etwa 3,1 Millionen Übernachtungs- und Tagesbesuche verantwortlich. Die Weintouristen geben während ihres Aufenthaltes in der sächsischen Weinregion rund 300 Millionen Euro aus.

Zu den beliebtesten Zielen der Weinbesucher zählen neben Meißen die Stadt Radebeul. Sie liegt inmitten einer Landschaft, die zu den Schönsten in ganz Europa gerechnet wird. Nicht umsonst wird die Stadt auch „Sächsisches Nizza“ genannt. Vor allem romantische Flusslandschaften, unbebaute Elbauen und eindrucksvolle Weinbergsterrassen machen ihren Reiz aus. Daher gilt die Stadt mit ihrer über 850-jährigen Weinbautradition als Herzstück der Sächsischen Weinstraße.

Doch es müssen nicht immer nur Städte sein. Die Stadt Coswig an der „Sächsischen Weinstraße“ demonstriert bereits mit einer goldenen Weintraube im Wappen, dass sie eine große Vergangenheit hatte. Auch wenn der Weinbau heute nicht mehr so präsent ist, zeugen noch einige alte und neue Weingüter von der Blüte des Weinbaus in dieser Gegend. Vor allem in Neucoswig an den Hängen des Friedewaldes und in Sörnewitz wird wieder zunehmend Wein angebaut.

Besuchenswert ist außerdem Weinböhla, wo sich 2016 die erstmalig urkundliche Benennung als Weinort zum 666. Mal jährte. Über die Historie kann man sich im Heimatmuseum des historischen Weinguts Peterkeller informieren. Der staatlich anerkannte Erholungsort mit seinen 25 Hektar Rebflächen hat seinen ländlichen Charme weitgehend bewahrt und zählt zu den klimatisch mildesten Orten Sachsens, bedingt durch seine Lage an den Ausläufern der Elbtalhänge.

Reben und Routen

Die 55 Kilometer lange Weinstraße von Pirna über Dresden, Radebeul und Meißen bis in die Elbweindörfer um Diesbar-Seußlitz verbindet kulturhistorische Sehenswürdigkeiten und die von über 850-jährigem Weinbau geprägte Landschaft. Ende des 16. Jahrhunderts erreichte die Ausdehnung mit 5.000 Hektar Rebflächen ihren höchsten Stand. Doch ab Mitte des 18. Jahrhunderts gingen die Erträge im Weinbau stark zurück. Daher wurde 1799 die Sächsische Weinbaugesellschaft gegründet. Von Bedeutung waren die wissenschaftlichen Arbeiten und die Gründung der ersten Europäischen Winzerschule auf dem Fürstenberg in Meißen.

Geprägt wird der Rebsortenspiegel von Müller-Thurgau, Riesling und Weißburgunder, dazu stehen noch in nennenswertem Umfang Grauburgunder, Traminer, Spätburgunder und Dornfelder im Ertrag. Doch auch Silvaner, Scheurebe, Auxerrois, Elbling oder regionale Raritäten wie Goldriesling sind anzutreffen. Das Besondere besteht in der vorwiegend manuellen Bewirtschaftung der Weinberge, von denen 55 Prozent Hang- und Steillagen sind. Diese terrassierten Weinberge prägen die Kulturlandschaft an der Elbe und geben ihr in Verbindung mit dem besonders milden Klima einen südländischen Charme.

Fast parallel zur Weinstraße liegt ein Teilstück des internationalen Elberadwegs von Prag bis Hamburg, so dass auch Radfahrer einen genussvollen Abstecher in die Weingüter unternehmen können. Wer etwas mehr Zeit hat, kann in Etappen insgesamt rund 90 Kilometer auf dem Sächsischen Weinwanderweg laufen. Die Strecke führt zu den schönsten Weinbergen, Aussichtspunkten und Weinkellern. Alternativ erreicht man die Ziele an der Sächsischen Weinstraße auf der Elbe mit den Schiffen der größten und ältesten Raddampferflotte der Welt oder in einem historischen Wagen der Lößnitzgrundbahn bis nach Radebeul.

Unser Tipp

Weingut Vincenz Richter
Inh. Thomas Herrlich
Kapitelholzsteig 1
01662 Meißen

www.vincenz-richter.de
www.kapitelberg.de

Weitere Infos:

www.saechsische-weinstrasse.net