Eine Preisliste zu erstellen, ist für Winzer gerade kein Vergnügen. Man weiß schließlich erstmals seit vielen Jahren überhaupt nicht, wie sich die Inflationsrate, Energie- und Beschaffungskosten bis zur nächsten großen Preisfindung im Herbst entwickeln werden. Dazu kommt die Ungewissheit, ob die potenziellen Käuferschichten weiterhin Weine im bisherigen Umfang kaufen werden. Andererseits kann auch die Weinbranche die gestiegenen Kosten nicht einfach auffangen.

Bei einer Befragung ergab sich zwar kein einheitliches Bild, aber es scheint so, dass die Preise für Wein nicht so durch die Decke gehen werden wie es in anderen Bereichen erwartet wird. Die Genossenschaftskellerei Heilbronn hat, so Carolin Bordon, bei den Heilbronnern zuständig für den Vertrieb und Export, seit Jahresbeginn die Preise um neun Prozent angehoben. Bei den Weingärtnern Cleebronn-Güglingen wurden nach Angaben von Geschäftsführer Axel Gerst bereits Ende des letzten Jahres die Preise um durchschnittlich neun Prozent erhöht. Noch früher reagiert haben die Lauffener Weingärtner, ebenfalls in Württemberg ansässig. Dort wurden bereits zum 1. Oktober 2022 die Preise um rund sechs Prozent angehoben. "Möglicherweise müssen wir zum Herbst 2023, bedingt durch Preiserhöhungen etwa bei der Warenumschließung, nochmals anheben", meint der Geschäftsführende Vorstand Marian Kopp.

In Baden hat die Winzergenossenschaft Oberbergen zum Jahresbeginn ebenfalls gemäßigt erhöht. "Zwar ist die Erntemenge des 2022ers höher als in den Vorjahren, aber gestiegene Kosten für die Warenumschließung sowie der starke Anstieg der Produktionskosten machten diese Anpassung für uns unumgänglich", berichtet Verkaufsleiter Ralf Kreutner. Diese Erhöhung fängt nach seinen Angaben die Kostensteigerung zwar nicht komplett ab, dennoch werde dadurch das Risiko minimiert, dass die Mitglieder der Genossenschaft weitere Flächen stilllegen oder gar zur Betriebsaufgabe gezwungen werden.

Bundesweit zögern aber viele Weingüter noch mit der Preisgestaltung, da sie bei höheren Verkaufspreisen bei gleichzeitig geringerer Konsumbereitschaft der Verbraucher Umsatzrückgänge befürchten. Besonders schwierig könnte das vor allem für die Betriebe werden, die bislang ohnehin ein niedriges Preisniveau aufweisen. Bei einer deutlichen Erhöhung fürchten viele dieser Winzer, dass sie ihre Kunden an andere Weingüter verlieren könnten, die weniger an der Preisspirale drehen. "Für viele Betriebe wird das die wirtschaftliche Lage verschärfen", berichtet etwa der Geschäftsführer von Moselwein e.V. Ansgar Schmitz. "Wir rechnen daher auch mit vermehrten Betriebsaufgaben von Nebenerwerbswinzern beziehungsweise kleinen Weinbaubetrieben ohne Nachfolger."

Gelassener sieht es Robert Haller, Weingutsdirektor des Bürgerspitals in Würzburg, das bei unserer Verkostung Ende 2021 den Titel "Internationales Weingut des Jahres" gewinnen konnte. "Ich denke, es wird kein Winzer den Mehraufwand für seine Produktion und die Teuerung von Energie, Löhne und Materialkosten schultern können. Eine deutliche Preissteigerung wird unausweichlich sein." Man bekomme aber mit dem neuen Jahrgang auch viel Qualität für das Geld. Vielleicht würde es helfen, wenn man 2023 zum "Jahr des Weines" erklären würde.